ABDA-Talk: Vom Koalitionsvertrag zum Zukunftspapier

Als "Glücksfall" bezeichnete ABDA-Präsident Thomas Preis den Umstand, dass der Koalitionsvertrag von Union und SPD am selben Tag verabschiedet wurde wie das eigene Positionspapier "In eine gesunde Zukunft mit der Apotheke". "Denn der demographische Druck wird steigen, und die Apotheken müssen mehr Verantwortung übernehmen", fügte Preis hinzu. Damit setzte der Gastgeber den Ton für den gestrigen ABDA-Talk "Lass uns reden!" (10. April 2025), der unter dem Titel "Das Gesundheitswesen nach der Bundestagswahl – Zwischen Finanzlücken und steigenden Leistungsnachfragen" im Deutschen Apothekerhaus in Berlin stattfand, aber auch live im Internet übertragen wurde.

"Die Politik hat erkannt, dass die Apotheken entscheidend sind für die Arzneimittel- und Gesundheitsversorgung der Bevölkerung", kommentierte Preis das separate Kapitel über Apotheken im Koalitionsvertrag: "Unsere Anstrengungen im Wahlkampf sind auf fruchtbaren Boden gefallen." Preis sagte, dass das Bundesgesundheitsministerium bei der CDU gut aufgehoben sein: "Unser Zukunftspapier soll eine Handreichung für die Diskussion mit der Politik sein." In Bezug auf die Förderung ländlicher Apotheken sagte Preis: "Wir haben schon ein Modell, das wir mit der Politik besprechen wollen.". Details dazu ließ er allerdings noch offen, wies aber darauf hin, dass die Apothekendichte oft auch in Städten gering ist.

Die Bundestagsabgeordnete und Gesundheitsexpertin Simone Borchardt (CDU) sagte gleich zu Beginn der Podiumsdiskussion: "Im Großen und Ganzen bin ich zufrieden mit dem Koalitionsvertrag." Ihr zufolge haben die Apotheken darin den richtigen Stellenwert: "Wir müssen bei den Apotheken mehr zulassen." Die Aussagen zur Finanzierung der Gesetzlichen Krankenversicherung (GKV) seien ihr dagegen "zu dünn", da müssten die Ambulantisierung und die Gesundheitskompetenz angegangen und gestärkt werden. Borchardt weiter: "Ich würde mir auch Hausapotheken wünschen, denn wir haben 250.000 stationäre Einweisungen pro Jahr [ aufgrund von vermeidbaren Medikationsfehlern ]."

"Das Allerwichtigste ist, dass das Ministerium wieder mit uns in den Dialog geht", formulierte Dr. Stephan Hofmeister, Vizevorsitzender der Kassenärztlichen Bundesvereinigung (KBV) und Präsident des Bundesverbandes der Freien Berufe (BFB), seine Erwartung an die neue Bundesregierung. In Bezug auf das ABDA-Positionspapier sagte er: "Bei der Kooperation zwischen Arzt und Apotheke muss es klare Grenzen geben, wer was macht." Als Positivbeispiel nannte er ARMIN (Arzneimittelinitiative Sachsen-Thüringen): "Das ist ein Modell, das ausbaufähig ist." Bei anderen Ideen aus dem Zukunftspapier - Impfen, aut-simile-Austausch, Folgeabgabe ohne Rezept - zeigte er sich dagegen eher skeptisch.

"Der finanzielle Druck der Krankenkassen ist immens", sagte Dr. Patricia Ex, Abteilungsleiterin Versorgungsmanagement beim BKK Dachverband, bei der Podiumsdiskussion. Das milliardenschwere Defizit sei schon längst da – und eine Kommission, die laut Koalitionsvertrag erst 2027 wirksam werde, komme viel zu spät. Andererseits gebe es Ressourcen im Gesundheitswesen, die noch nicht genutzt würden. Dazu gehöre der Topf der pharmazeutischen Dienstleistungen (pDL). "Wir müssen Prävention viel größer denken", sagte Ex. In Bezug auf die Apotheken im Koalitionsvertrag gab sie zu bedenken: "Auch die Erhöhung des Fixums ist noch keine Stärkung von strukturschwachen Regionen."

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