Anke Rüdinger im Corona-Newsletter der WELT

Das Medieninteresse am digitalen Impfnachweis hält weiter an. Für den "Corona – der Lagebericht“ der WELT wurde die Vorsitzende des Berliner Apotheker-Vereins, Anke Rüdinger, befragt.

WELT: Frau Rüdinger, mehr als zehn Millionen digitale Impfnachweise sind in dieser Woche ausgestellt worden, ein Großteil davon in den Apotheken. Wie verlief der Start in Ihrer Apotheke? 

Rüdinger: Wir waren gut vorbereitet. Ich hatte meine Mitarbeiter vorab gebrieft und wir konnten gleich am Montag starten. Das Portal war pünktlich um acht Uhr online. Wir mussten allerdings aus Sicherheitsgründen zuerst alle unsere Passwörter noch einmal ändern. Zunächst lief das System ein bisschen holprig, was ja durchaus verständlich ist, wenn viele Apotheken gleichzeitig auf das Portal zugreifen, aber das hatte sich schnell wieder zurechtgeruckelt. Am Dienstag hatte der Dienstleister, der die Zertifikate erzeugt, Probleme und wir konnten eine Weile lang keine Zertifikate erstellen. Inzwischen läuft es stabil.
 
WELT: Wie erfolgt die Erstellung? 

Rüdinger: Die Kunden müssen ein Ausweisdokument und die Original-Impfbescheinigung, also zum Beispiel den gelben Impfausweis oder eine Impf-Bescheinigung auf Papier mitbringen. Eine Kopie kann nicht akzeptiert werden. Wir überzeugen uns von der Identität der Person und prüfen die Impfbescheinigung, ob sie vollständig und plausibel ist. Die Angabe von falschen Daten durch die Kunden gilt als Straftat. Wir geben die erforderlichen Daten in unserem Portal ein und erstellen anschließend das digitale Impfzertifikat. Der Kunde kann den QR-Code entweder direkt vom Bildschirm in die „CovPass"-App oder die Corona-Warn-App auf sein Smartphone laden oder erhält das Zertifikat als Ausdruck auf einer Din-A-4-Seite. Wir haben uns in unserer Apotheke darauf geeinigt, allen Kunden die Impfzertifikate auszudrucken, sodass diese den Nachweis mit dem QR-Code mit nach Hause nehmen können. 

WELT: Wie gut wird das Angebot bei Ihnen angenommen? 

Rüdinger: Das Interesse ist auf jeden Fall groß. Es kommen viele Menschen, die in den Urlaub fahren wollen oder es leid sind, den gelben Impfausweis ständig bei sich zu tragen. Am Montag standen vor Öffnung der Apotheke bereits drei Leute vor der Tür. Die Kunden stehen bei uns nun zwar nicht permanent Schlange, aber wir stellen kontinuierlich die Impfzertifikate aus. Die Überprüfung und Eingabe der Daten erfordert konzentriertes Arbeiten. Daher haben wir uns entschieden, dafür einen zusätzlichen Arbeitsplatz in unserer Apotheke einzurichten. Wir wechseln uns ab, sodass immer eine Mitarbeiterin fest für die Zertifikatserstellung zuständig ist.  

WELT: Wie angemessen ist es da, dass Bundesgesundheitsminister Jens Spahn (CDU) zum 1. Juli die Vergütung für Apotheker für die Erstellung von 18 Euro auf 6 Euro senken will?  

Rüdinger: Ich halte 18 Euro für einen fairen Preis. Wir Apotheker übernehmen eine große Verantwortung. Stimmt beispielsweise etwas mit dem Zertifikat nicht und am Flughafen platzt eine Reise, dann könnten wir dafür in Haftung genommen werden. Für mich ist es nicht nachvollziehbar, warum zum wiederholten Mal in dieser Pandemie darüber nachgedacht wird, die Vergütung für eine Sonderaufgabe, die die Apotheken vor Ort sehr kurzfristig und mit viel Engagement übernommen haben und verlässlich erfüllen, innerhalb kürzester Zeit erheblich zu senken. Ich gebe zu bedenken, dass die Erstellung der Zertifikate ja nicht bei der Überprüfung und Eingabe der Daten endet. Wir geben den Menschen in unseren Apotheken viel zusätzliche Unterstützung, indem wir zum Beispiel helfen, die „CovPass"-App zu installieren und die QR-Codes in die App zu laden. Dafür erwarten wir zu Recht eine faire Vergütung, auf die wir uns auch dauerhaft verlassen können. 

WELT: Für wie wahrscheinlich halten Sie es, dass ab 1. Juli weniger Apotheken die Nachweise ausstellen? 

Rüdinger: Jede Apotheke muss letztendlich für sich entscheiden, ob sie diese Dienstleistung auch nach dem 1. Juli weiter anbietet. Ich gehe aber derzeit davon aus, dass es auch dann noch etliche Apotheken geben wird, die digitale Impfzertifikate für ihre Kunden erstellen werden. Zudem werden ab Mitte Juli auch Ärzte so wie jetzt bereits die Impfzentren den Impfnachweise digitalisieren können.

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