Apothekenklima-Index 2021: Branchenstimmung hellt sich auf, aber Zukunftssorgen bleiben
Deutschlands Apotheken blicken wieder etwas optimistischer in die Zukunft. Zwar erwarten immer noch vier von zehn Apothekeninhaberinnen und -inhabern (43,6 Prozent) eine Verschlechterung der wirtschaftlichen Lage ihres Betriebes in den nächsten zwei bis drei Jahren. 2020 war es allerdings noch jeder zweite (49,6 Prozent). Besonders positiv: Die Bereitschaft, in die Zukunft der wohnortnahen Apotheke zu investieren, hat ebenso wie der Personalbedarf zugenommen. Das größte Anliegen ist und bleibt für die freien Heilberuflerinnen und Heilberufler eine langfristig stabile Versorgung ihrer Patientinnen und Patienten. Folglich halten 81,8 Prozent eine ausreichende Planungssicherheit für das wichtigste gesundheitspolitische Thema der kommenden Jahre. Das sind die wichtigsten Ergebnisse aus dem Apothekenklima-Index 2021, einer repräsentativen Meinungsumfrage von MARPINION im Auftrag der ABDA – Bundesvereinigung Deutscher Apothekerverbände, die zum Auftakt des Deutschen Apothekertages in Düsseldorf vorgestellt wurden. Für den Index werden seit 2016 jedes Jahr 500 Apothekeninhaber bundesweit befragt. Die diesjährige Befragung im Juli und August spiegelt die Situation inmitten der Corona-Pandemie und kurz vor der Bundestagswahl wider.
Zu den Ergebnissen sagt ABDA-Präsidentin Gabriele Regina Overwiening: „Dass sich die Stimmung in den Apotheken aufgehellt hat, führe ich vor allem auf zwei Faktoren zurück: Das Anfang dieses Jahres in Kraft getretene Vor-Ort-Apothekenstärkungsgesetz bringt positive Impulse: Die Apotheken suchen Fachkräfte, wollen investieren und Arbeitsprozesse anpassen, um sich auf Herausforderungen wie das E-Rezept und die Pharmazeutischen Dienstleistungen vorzubereiten. Darüber hinaus haben die Apotheken ihren Patienten, den politischen Entscheidungsträgern und sich selbst gezeigt, wie flexibel und resilient sie eine Pandemie bewältigen können. Dass wir Apothekerinnen und Apotheker unverzichtbar sind, ist für die gesamte Gesellschaft - ob Jung oder Alt - in den letzten 18 Monaten rund um die Uhr erlebbar geworden. Wir haben gleichsam als Pandemie-Jongleure jede Herausforderung bewältigt, vor der uns diese bisher größte Krise des deutschen Gesundheitswesens gestellt hat.“
Die richtigen Prioritäten für das Gesundheitswesen
Overwiening, die seit Januar dieses Jahres als erste Frau an der Spitze des apothekerlichen Bundesverbandes steht, schlägt aber auch warnende Töne an: „Wir erwarten von der Politik, dass sie nach der Bundestagswahl und erfolgter Regierungsbildung die richtigen Prioritäten für das Gesundheitswesen setzt. Wir brauchen Planungssicherheit. Dazu gehört die konsequente Durchsetzung der einheitlichen Abgabepreise bei rezeptpflichtigen Arzneimitteln im Bereich der gesetzlichen Krankenkassen. Was im Apothekenstärkungsgesetz festgeschrieben worden ist, muss mit Leben erfüllt werden.“
Die ABDA-Präsidentin wirbt auch für einen Bürokratieabbau im Gesundheitswesen. „Die Pandemie hat gezeigt, dass wir immer dann die Menschen gut und schnell versorgt haben, wenn wir unnötige bürokratische Hemmnisse aus dem Weg räumen konnten. Daher fordern wir, dass Apotheken Lieferengpässe bei Rabattarzneimitteln auch nach der Pandemie unkompliziert, eigenverantwortlich und patientenfreundlich managen können.“
Deutscher Apothekertag erstmals als Hybridveranstaltung
Der Deutsche Apothekertag findet pandemiebedingt am 22. und 23. September 2021 erstmals als Hybridveranstaltung in den Räumen der Messe Düsseldorf und online statt. Nach dem Lagebericht von ABDA-Präsidentin Gabriele Regina Overwiening und dem Geschäftsbericht von ABDA-Hauptgeschäftsführer Dr. Sebastian Schmitz werden die mehr als 300 Delegierten aus den 34 Apothekerkammern und Apothekerverbänden in die Antragsberatung eintreten. Die Stimmabgabe, auch das ist ein Novum, wird erstmals elektronisch erfolgen.
Auf der Tagesordnung des 56. Deutschen Apothekertages stehen über 50 Anträge zu den Leitthemen ‚Sicherstellung der Versorgung‘, ‚Pharmazeutische Kompetenz‘, ‚Digitalisierung‘, ‚Rahmenbedingung der Berufsausübung‘ und ‚Berufsständische Organisation‘. „Wir werden uns in der Debatte schwerpunktmäßig mit den Lehren aus der Corona-Pandemie sowie der bevorstehenden Einführung des E-Rezeptes befassen“, sagt Overwiening: „Zudem werden wir wichtige Zukunftsthemen wie die Erhöhung der Zahl an Studienplätzen in der Pharmazie, die Attraktivität unserer Berufsbilder, aber auch die Auswirkungen des Klimawandels auf die Gesundheit und Gesundheitsversorgung in den Blick nehmen.“
Delegierte diskutieren mit Gesundheitsminister Jens Spahn
Zum Abschluss der Wahlperiode und unmittelbar vor der Bundestagswahl wird Bundesgesundheitsminister Jens Spahn am Donnerstagvormittag auf dem Deutschen Apothekertag erwartet. Er steht nach einem Grußwort für einen zweistündigen Austausch mit den Delegierten bereit.
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