Herzschwäche und Kurzatmigkeit nicht verharmlosen
Herzinsuffizienz ist eine schwerwiegende Erkrankung, die fälschlicherweise oft als "normale Alterserscheinung" eingeschätzt wird. "Kurzatmigkeit im Alter sollte niemand hinnehmen und auf eine wirksame Therapie verzichten", sagte Professor Dirk Westermann beim Fortbildungskongress pharmacon. Der Kardiologe lehrt am Universitären Herzzentrum Freiburg Bad Krozingen. "Auch die Sterblichkeit der Herzinsuffizienz wird oft unterschätzt. Bundesweit sterben durch diese Erkrankung etwa zehnmal mehr Patienten als durch Krebs."
Westermann informierte beim pharmacon Apothekerinnen und Apotheker über die moderne Arzneimitteltherapie der Herzinsuffizienz. Seit 2021 sollen laut Europäischer Leitlinie Patientinnen und Patienten mit Herzinsuffizienz Medikamente aus vier Arzneimittelgruppen gleichzeitig erhalten. Alle Arzneimittel sind verschreibungspflichtig und ihre Wirkungen addieren sich. Begonnen wird mit geringen Dosierungen, die dann gesteigert werden können. Westermann: "Bei jüngeren Patientinnen und Patienten senkt diese Polymedikation die Sterblichkeit und die Lebensqualität. Auch bei sehr alten Patientinnen und Patienten steigt die Lebensqualität deutlich an. Apothekerinnen und Apotheker können durch ihre Beratung dazu beitragen, die Therapietreue zu steigern."
Westermann empfahl zudem, dass Patientinnen und Patienten so viel zu Fuß gehen, wie sie können. „7000 bis 8000 Schritte pro Tag sind optimal, um einer Herzinsuffizienz vorzubeugen.“ Zudem sollten der Cholesterinwert LDL kontrolliert und sofern nötig medikamentös gesenkt werden.
Bei einer Herzinsuffizienz ist die Leistungsfähigkeit des Herzens eingeschränkt. Die chronische Erkrankung wird in vier Stadien eingeteilt. Bei Stadium 1 gibt es noch keine Einschränkungen. Bei Stadium 2 treten die Symptome Erschöpfung und Atemnot bei alltäglichen körperlichen Belastungen wie Treppensteigen auf. Bei Stadium 3 zeigen sich die Beschwerden bei geringen Aktivitäten wie Herumgehen im Haus und bei Stadium 4 schon in Ruhe.