Mehr Honorar, weniger Unsinn
Jeder Blick nach vorne beginnt mit einem kritischen Rückblick. 2023 war ein höchst anstrengendes Jahr im Apothekenwesen. Fast zeitgleich zur Aufstellung unseres Forderungskatalogs für die Zukunft der Apotheken wurde zu Beginn des Jahres die Erhöhung des Kassenabschlags von 1,77 auf 2,00 Euro pro verordnetem Medikament wirksam – eine erhebliche Zusatzbelastung. Das ganze erste Halbjahr war nicht nur vom Ankämpfen gegen Lieferengpässe, sondern vor allem durch Aktivitäten zur Verbesserung des Lieferengpassgesetzes geprägt.
Der bundesweite Protesttag der Apotheken am 14. Juni 2023 machte zudem Millionen Menschen auf die schwierige Lage der Apotheken aufmerksam. Dann kam der politische Hammer im Herbst zum Deutschen Apothekertag, als der Bundesgesundheitsminister seine zerstörerischen Apothekenpläne bekannt gab. Ein heißer Protestmonat November gegen die Gesundheitspolitik in Berlin folgte alsbald und sorgte überall für eine Solidarisierung der Apothekenteams, ihrer Patientinnen und Patienten, aber auch vieler Verantwortlicher aus Lokal- und Landespolitik.
Doch wo stehen wir nun am Jahresbeginn 2024? Einerseits beharren wir unbeirrt auf unserer Forderung, das Honorar der Apotheken, das seit 20 Jahren auf demselben Niveau festsitzt, endlich zu erhöhen und somit an die allgemeine wirtschaftliche Entwicklung anzukoppeln. Andererseits liegen nun Eckpunkte aus dem Bundesgesundheitsministerium auf dem Tisch, die man leider nur als Mogelpackung bezeichnen kann. Statt einer sofortigen wirtschaftlichen Stärkung aller Apotheken soll lediglich die Vergütung umstrukturiert werden. Dies verstärkt nach ersten Zahlen die Unterfinanzierung noch, anstatt sie zu vermindern.
So wird sich die wohnortnahe Arzneimittelversorgung weiter ausdünnen und dazu führen, dass mittel- und hochpreisige Arzneimittel sich noch schwerer vorfinanzieren lassen und deshalb die Patientinnen und Patienten länger auf die Belieferung und Beratung warten müssen. Argumentieren und Protestieren gegen diesen Unsinn und höchstes Engagement für deutliche Fortschritte bei der Vergütung wird einen Großteil des Jahres 2024 einnehmen. Dass alle Apothekenteams diese Herausforderung mit uns gemeinsam annehmen und wir weiter geschlossen zusammenstehen, wünsche ich mir sehr.
(Autor: Dr. Hans-Peter Hubmann, Vorsitzender des Deutschen Apothekerverbands (DAV); erschienen in der "Deutsche Apotheker Zeitung", Ausgabe: DAZ 1+2/2024)