NRW: Apothekerkammern stellen Zukunftsstudie vor
Die Apothekerkammern Westfalen-Lippe und Nordrhein haben zusammen mit NRW-Gesundheitsminister Karl-Josef Laumann eine Zukunftsstudie über die flächendeckende Arzneimittelversorgung und den Fachkräftemangel der Apotheken vorgestellt, die in Zusammenarbeit mit dem Institut für Handelsforschung Köln durchgeführt wurde.
In die Studie ist die Befragung von insgesamt fast 5.000 Kammerangehörigen, Pharmaziestudierenden und Apothekenkunden eingeflossen sowie vielfältige Kammerstatistiken, Bevölkerungs- und Geodaten. Sie stellt die Entwicklung der Apothekenlandschaft in Nordrhein-Westfalen seit 2012 dar und wie diese sich prognostisch entwickeln wird. Zudem eruiert die Studie den Stellenwert der Apotheken in der Bevölkerung. In der Studie wird auch der Fachkräftemangel untersucht und wie diesem auch mit eigenen Mitteln der Apothekerschaft entgegengetreten werden kann.
"Die öffentliche Apotheke vor Ort ist für die Arzneimittelversorgung der Bevölkerung von großer Bedeutung und auch ein wesentlicher Baustein der wohnortnahen niederschwelligen Gesundheitsversorgung. Speziell vor dem Hintergrund der Corona-Pandemie, aber auch in Hinblick auf die aktuellen Arzneimittellieferengpässe setzt sich das Land Nordrhein-Westfalen seit geraumer Zeit auf allen Ebenen für den Erhalt der öffentlichen Apotheke in der Fläche ein. Durch die Studie werden wichtige Daten und Parameter erhoben, um dieses Thema systematisch anzugehen. Die Studie ist in ihrer Art sehr umfassend und beleuchtet die wesentlichen Aspekte aus verschiedenen Blickwinkeln. In einem nächsten Schritt wird das MAGS gemeinsam mit den Akteuren die Ergebnisse der Studie einordnen", sagt Gesundheitsminister Karl-Josef Laumann.
Die Studie stellt ein hohes Fachkräftedefizit bei Apothekerinnen und Apothekern fest. Außerdem kommt sie zu dem Ergebnis, dass eine hohe Nachfolgeproblematik bei der Übernahme bestehender Apotheken bestehe. Viele Inhaberinnen und Inhaber finden keinen Nachfolger oder Nachfolgerin und schließen die Apotheke am Ende des Berufslebens. Diese scheidet dann aus der Versorgung aus.
Gabriele Regina Overwiening, Präsidentin der Apothekerkammer Westfalen-Lippe, bilanziert: "Das Apothekennetz in NRW ist derzeit tragfähig. Es zeigen sich aber zunehmend einzelne schwächer versorgte Gebiete gerade in ländlichen bzw. strukturschwachen Regionen.“ Außerdem wachse die Anzahl der Kommunen mit nur einer, und dann besonders versorgungsrelevanten öffentlichen Apotheke. "Aus der Studie lernen wir, wie wichtig ein kontinuierliches Monitoring des Versorgungsnetzes ist, für jede einzelne Kommune.“ Für die Sicherung der flächendeckenden Versorgung sei es fünf vor zwölf: „Wir müssen jetzt die Strukturen der öffentlichen Apotheken vor Ort stärken, bevor Regionen unterversorgt sind. Konkret heißt das: Wir müssen die öffentlichen Apotheken stärken“, so Frau Overwiening.
Der Arbeitsplatz Öffentliche Apotheke schneidet bei der Attraktivität im Vergleich zu anderen Berufsfeldern in der Pharmazie vergleichsweise schlecht ab: Das verstärke das bereits hohe Fachkräftedefizit, so Dr. Armin Hoffmann, Präsident der Apothekerkammer Nordrhein: "Bereits jetzt kommen auf einen stellensuchenden Apotheker bis zu 20 offene Stellen.“ Um den kontinuierlich wachsenden Bedarf an Pharmazeuten decken zu können, bedürfe es ebenso wie bei der Flächendeckung verschiedener Maßnahmen. Hier seien alle Akteure gefragt. "Wir brauchen beispielsweise eine stärkere Förderung der Praxisorientierung bereits im Studium. Wir brauchen zudem Anreize und stabile Rahmenbedingungen für junge Approbierte, um den Schritt in die Selbstständigkeit zu wagen. Das könnten auch Standortanreize in den Kommunen sein. Ebenso hilfreich wie entlastend wären ein Abbau der überbordenden Bürokratie in den Apotheken sowie eine verstärkte Ansprache der ständig wachsenden ‚stillen Reserve‘ an nicht tätigen Kammermitgliedern“, sagt Dr. Armin Hoffmann.