OTC-Gipfel stand im Zeichen des Ampel-Aus
Der 9. OTC-Gipfel in Düsseldorf stand im Zeichen des Ampel-Aus. Aus aktuellem Anlass warnte der Vorsitzende des Apothekerverbandes Nordrhein, Thomas Preis, daher davor, dass ohne gesundheitspolitische Stärkungsmaßnahmen die Arzneimittelversorgung über die Apotheken vor Ort aufs Spiel gesetzt werde: "Unserem Land drohen jetzt Monate des politischen Stillstands. Stillstand, den wir uns angesichts der zahlreichen Probleme und Herausforderungen unseres Gesundheitswesens gerade auch angesichts des demografischen Wandels nicht erlauben können", stellte Preis klar, wie der Apothekerverband Nordrhein berichtet. Denn zahlreiche Reformvorhaben und Gesetzesinitiativen, die eine verbesserte Versorgung von Bürgerinnen und Bürgern durch Apotheken vorsehen, drohen nun nicht mehr umgesetzt zu werden. Fatal wäre auch, dass wirtschaftliche Stärkungsmaßnahmen für die Apotheken jetzt zunächst in weite Ferne rücken würden.
Auf dem OTC-Gipfel (07.11.) in Düsseldorf wurde erstmalig neben dem Thema Selbstmedikation auch die Selfcare und damit die fachlich unterstützte Betreuung der Menschen über die Apotheke vor Ort in den Mittelpunkt gerückt. Hochkarätige Experten tauschen sich dazu aus. So machte die Direktorin des Instituts für Allgemeinmedizin am Universitätsklinikum Köln, Prof. Dr. Beate Müller, in einem Fachvortrag zum Thema "Selfcare und primary healthcare" deutlich, dass die enormen Herausforderungen im Gesundheitswesen künftig nur gemeinsam in interprofessionellen Teams, insbesondere in einer noch stärkeren Zusammenarbeit der Heilberufe Arzt und Apotheker, zu stemmen seien. Der Geschäftsführer Politik bei Pharma Deutschland, Michael Hennrich, ging noch einen Schritt weiter. Er stellte klar, dass die Apotheken vor Ort weit mehr seien und auch leisten könnten als nur die Arzneimittelversorgung der Versicherten sicherzustellen. Als Gesundheitsökonom und Volkswirt untermauerte Prof. Dr. Uwe May das große Entlastungspotenzial durch Apotheken. Zunächst bezifferte May die enormen Einsparungen durch Selbstmedikation. Seinen Berechnungen zufolge würde jeder Euro, der in Deutschland für Selbstmedikation ausgegeben werde, der Gesetzlichen Krankenversicherung (GKV) im Durchschnitt knapp 14 Euro sparen. Die ehemalige NRW-Gesundheitsministerin und heutige Leiterin der NRW-Landesvertretung der Techniker Krankenkasse, Barbara Steffens, bekräftigte ihre frühere Grundhaltung als Ministerin, dass Apotheken in "Pantoffelnähe"“ eine zentrale Säule der Gesundheitsversorgung seien. Als Patientenvertreterin der Deutschen Diabeteshilfe begrüßte Sabine Härter, eine stärkere Lotsenfunktion der Apotheken als persönliche Anlaufstelle vor Ort ausdrücklich.