Pharmazeutische Dienstleistungen: Apothekerschaft warnt vor Sparwahn der Krankenkassen

Deutschlands Apothekerinnen und Apotheker weisen den Vorschlag der Krankenkassen mit aller Entschiedenheit zurück, die erst vor wenigen Jahren neu eingeführten pharmazeutischen Dienstleistungen (pDL) einzuschränken. Zur Erklärung: Seit 2022 profitieren die Patientinnen und Patienten von neuen, zusätzlichen Dienstleistungen in der Apotheke – darunter beispielsweise besondere Arzneimittelchecks und -beratungen sowie Blutdruckmessungen. Der AOK-Bundesverband fordert derzeit in einem "Sofortprogramm", die jährliche Umlage für pharmazeutische Dienstleistungen in Höhe von 150 Millionen Euro zu streichen sowie bislang nicht abgerufene pDL-Mittel an die Krankenkassen zurückzuüberweisen. Der GKV-Spitzenverband schlägt ähnliche Maßnahmen vor.

Dr. Armin Hoffmann, Präsident der Bundesapothekerkammer, dazu: "Die pharmazeutischen Dienstleistungen sind zu einem unverzichtbaren Angebot geworden, denn die Apothekerinnen und Apothekern verbessern dadurch die individuelle Arzneimitteltherapie ihrer Patientinnen und Patienten. Neben- und Wechselwirkungen können vermieden werden, wenn die Arzneimitteltherapie mit unserer Expertise enger überwacht wird. Außerdem helfen die pDL dabei, die Behandlung von Krankheiten zu verbessern, unter anderem durch die Erhöhung der Therapietreue etwa durch eine professionelle Blutdruckmessung bei Menschen, die unter Bluthochdruck leiden, oder durch die Schulung der richtigen Inhalationstechnik bei Arzneimitteln zur Behandlung von Asthma. Die Krankenkassen handeln leichtsinnig, wenn sie dieses Angebot einschränken – sie setzen die optimale Versorgung ihrer Versicherten aufs Spiel. Das ist unverantwortlich! Dabei sind die Probleme in der Arzneimitteltherapie offensichtlich: In Deutschland nehmen etwa 42 Prozent der über 65-Jährigen fünf oder mehr rezeptpflichtige Arzneistoffe ein. Es kann davon ausgegangen werden, dass in Deutschland jedes Jahr rund 250.000 Krankenhauseinweisungen auf vermeidbare Medikationsfehler zurückzuführen sind. Genau diese erkennen die Apothekerinnen und Apotheker bei der pDL 'Erweiterte Medikationsberatung', verhindern somit schwerere Krankheitsverläufe – und sorgen bei den Krankenkassen somit für große Einsparungen."

Auch Dr. Hans-Peter Hubmann, Vorsitzender des Deutschen Apothekerverbandes (DAV), ist verärgert: "Durch die pharmazeutischen Dienstleistungen modernisieren die Apotheken ihr Aufgabenspektrum und stellen sich zukunftsweisend auf. Mit Blick auf die älter werdende Gesellschaft ist es immens wichtig, dass wir den Patientinnen und Patienten ein breites Angebot machen. Die Menschen brauchen starke Apotheken – oftmals sind wir die ersten, niedrigschwelligen Ansprechpartner im Gesundheitsweisen. Wie immer geht es den Kassen nur ums Sparen und Leistungen wegstreichen – die Auswirkungen auf die Versorgung der Menschen in unserem Land werden nicht mitgedacht. Das Einsparen der pDL-Mittel ist aber auch aus Kassensicht zu kurzfristig gedacht, weil die  Identifizierung von unerwünschten Arzneimittelwirkungen und die Verbesserung der Arzneimitteltherapietreue unnötige Ausgaben verhindert. Insofern wäre es ratsam, die Apotheken endlich wirtschaftlich zu stabilisieren, damit sie ihrem Versorgungsauftrag flächendeckend nachkommen können, anstatt ihnen weitere, finanzielle Probleme zu bereiten. Vielmehr sollten die Krankenkassen damit beginnen, ihre eigenen Verwaltungsausgaben zu hinterfragen. Denn dafür geben sie mehr als doppelt so viel aus wie für die rund 17.000 Apotheken."

zurück zur Übersicht