Statement zur Mitteilung des BKK-Dachverbandes über die pharmazeutischen Dienstleistungen
Lesen Sie hier ein Statement der ABDA-Präsidentin Gabriele Regina Overwiening zur Mitteilung des BKK-Dachverbandes über die pharmazeutischen Dienstleistungen (pDL). Overwiening erklärt wie folgt:
"Die "Risikoerfassung hoher Blutdruck“ wurde aufgrund des klar nachgewiesenen Bedarfs und des belegten Nutzens für Patientinnen und Patienten als honorierte pharmazeutische Dienstleistung in den Apotheken vor Ort eingeführt. Bluthochdruck ist der wichtigste Risikofaktor für Herz-Kreislauf-Erkrankungen wie Schlaganfall oder Herzinfarkt. Nach aktuellen Daten sind in Deutschland über 30 Prozent der Erwachsenen von Bluthochdruck betroffen. Um das Risiko für Folgeerkrankungen zu reduzieren, sollten Patientinnen und Patienten eine leitliniengerechte Blutdruckeinstellung erreichen. Das ist nicht leicht zu erzielen. So liegt in Deutschland der Blutdruck bei mindestens 30 Prozent der behandelten Menschen nicht im Zielbereich. Die Empfehlung der Europäischen Gesellschaft für Hypertonie, öffentliche Apotheken bei der Begleitung von Blutdruckpatientinnen und -patienten einzubinden, beruht unter anderem auf der Evidenz aus 90 randomisierten kontrollierten Studien mit mehr als 33.400 Patientinnen und Patienten.
Aufgrund dieser Daten haben Versicherte mit einem vom Arzt festgestellten Bluthochdruck und einem verordneten Blutdruckmittel Anspruch auf die Dienstleistung „Risikoerfassung hoher Blutdruck“ in öffentlichen Apotheken. Neben der Erfassung von Risikofaktoren, wird der Blutdruck mit einer standardisierten Dreifachmessung leitliniengerecht gemessen. Basierend auf diesen Ergebnissen wird zu Maßnahmen ge- und beraten. Auch Pharmazeuten im Praktikum können die „Risikoerfassung hoher Blutdruck“ in der Apotheke durchführen. Um angehende Apothekerinnen und Apotheker an die pharmazeutischen Dienstleistungen heranzuführen, gibt es verschiedene edukative und motivierende Aktionen. Bei der Aktion für die Pharmazeuten im Praktikum 2023 zur „Risikoerfassung hoher Blutdruck“ zeigte sich eindrücklich: 48 Prozent der Versicherten wiesen einen nicht ausreichend kontrollierten und nicht gut eingestellten Blutdruck auf.
Angesichts dieser Fakten ist es befremdlich, dass Krankenkassen auf diesen wichtigen Beitrag zur Vermeidung von Herz-Kreislauf-Erkrankungen verzichten wollen. Pfennigfuchserei ist völlig unangebracht, wenn es darum geht, die Gesundheit der Bevölkerung mit neuen Versorgungsideen zu verbessern. Kassenvertreterinnen und -vertreter sollten ihren Tunnelblick verlassen und erkennen, dass sie durch den vermehrten Einsatz der Expertise der Apothekerinnen und Apotheker nicht nur die Versorgung verbessern, sondern auch Geld einsparen. Auch der Vorschlag des BKK-Dachverbandes, die Dienstleistungen künftig einzeln mit den Kassen abzurechnen, geht an der Versorgungsrealität komplett vorbei. Schon jetzt haben die Apotheken einen immensen bürokratischen Dokumentationsaufwand bei den pharmazeutischen Dienstleistungen. Die Einzelabrechnung würde diesen Aufwand nicht nur erhöhen, sondern auch die Verwaltungskosten drastisch in die Höhe treiben. Was die Qualität der Dienstleistungen betrifft, erinnern wir den BKK-Dachverband daran, dass die nun praktizierten Leistungen in den Apotheken von einer Schiedsstelle unabhängig geprüft und festgelegt wurden. Die Krankenkassen sollten den Mehrwert der pharmazeutischen Dienstleistungen in den Fokus stellen – anstatt diese in Frage zu stellen. Der BKK-Dachverband täte im Sinne der Patientinnen und Patienten gut daran, diese apothekerlichen Leistungen bei seinen Versicherten zu bewerben."