38/13 Information: Rote-Hand-Brief zu Mefloquin (Lariam®): Neuropsychiatrische Risiken und neue Anwendungsbeschränkungen

InformationRote-Hand-Brief zu Mefloquin (Lariam®): Neuropsychiatrische Risiken und neue Anwendungsbeschränkungen AMK / Die Roche Pharma AG informiert in Abstimmung mit dem BfArM durch einen Rote-Hand-Brief (1) über neuropsychiatrische und andere schwerwiegende Risiken und neue Anwendungsbeschränkungen von Mefloquin (Lariam®):

Lariam® ist zur Behandlung und Notfallbehandlung („Stand-by“) der Malaria indiziert, besonders bei der gegen andere Malariamittel resistenten Plasmodium-falciparum-Malaria. Nach der Behandlung einer Plasmodium-vivax-Malaria mit Mefloquin soll zur Eliminierung der Leberformen des Parasiten und zur Vorbeugung von Rückfällen mit einem 8-Aminochinolin-Derivat behandelt werden, zum Beispiel mit Primaquin. Zur Prophylaxe wird Mefloquin nur für Reisende empfohlen, die in Gebiete mit mehrfach resistenten Plasmodium-falciparum-Malariastämmen reisen. In Zweifelsfällen sollen die geeigneten Mittel zur Malariaprophylaxe durch tropenmedizinische Beratung ermittelt werden.

Lariam® ist in allen Indikationen kontraindiziert bei Patienten
• mit Überempfindlichkeit gegen Mefloquin oder verwandte Substanzen (zum Beispiel Chinin oder Chinidin) oder gegen einen der sonstigen Bestandteile der Darreichungsform,
• mit Schwarzwasserfieber in der Anamnese (neu),
• mit schwerer Leberfunktionsstörung (neu),
• die gegenwärtig mit Halofantrin oder Ketoconazol behandelt werden. Halofantrin oder Ketoconazol dürfen zusätzlich nicht innerhalb von 15 Wochen nach der letzten Mefloquin-Dosis eingenommen werden.
Zusätzlich ist Mefloquin für die Indikation zur Chemoprophylaxe und zur „Stand-by“-Notfallbehandlung kontraindiziert bei Patienten
• mit Krampfanfällen jeglichen Ursprungs in der Anamnese,
• die eine der folgenden neuropsychiatrischen Störungen haben oder hatten:
- Depression,
- generalisierte Angstzustände,
- Psychose,
- Schizophrenie,
- Suizidversuch,
- suizidale Gedanken,
- selbstgefährdendes Verhalten,
- jede andere psychische Störung.

Patienten oder deren Pflegepersonen sollen eine vollständige Übersicht über das neuropsychiatrische Nebenwirkungsprofil von Mefloquin erhalten. Die Patienten sollen angewiesen werden, die Gebrauchsinformation zu lesen und einen Patientenpass erhalten (siehe unten). Auf Grund der langen Halbwertszeit von Mefloquin (2 bis 4 Wochen) können Nebenwirkungen mehrere Monate nach Absetzen des Arzneimittels auftreten und mehrere Monate andauern.

Die Patienten sollen angewiesen werden, die Einnahme von Mefloquin abzubrechen und sofort medizinischen Rat einzuholen, falls während der Chemoprophylaxe mit Mefloquin neuropsychiatrische Reaktionen oder Veränderungen des mentalen Status auftreten, damit Mefloquin durch ein alternatives Malariamittel ersetzt werden kann. Die häufigsten neuropsychiatrischen Reaktionen auf Mefloquin schließen ungewöhnliches Träumen, Insomnie, Angst und Depression ein. Zusätzlich wurden Halluzinationen, Psychose, Suizid, suizidale Gedanken und selbstgefährdendes Verhalten berichtet.

Die Patienten sollen darüber hinaus angewiesen werden, einen Arzt zu konsultieren, wenn während der Chemoprophylaxe mit Mefloquin Zeichen von Arrhythmien oder Palpitationen auftreten. In seltenen Fällen können diese Symptome schweren kardiologischen Nebenwirkungen vorausgehen. Patienten mit Sehstörungen, sollen einen Arzt aufsuchen, da bestimmte Störungen wie Netzhautkrankheiten oder Optikusneuropathien einen Abbruch der Behandlung mit Mefloquin erfordern können.

Die gleichzeitige Anwendung von Mefloquin und Antikonvulsiva (zum Beispiel Valproinsäure, Carbamazepin, Phenobarbital oder Phenytoin) kann zu einer Verringerung der Plasmaspiegel der Antikonvulsiva führen und damit zu einer verringerten Kontrolle der Anfälle. Deswegen sollen bei Patienten, die gleichzeitig Mefloquin und ein Arzneimittel gegen Epilepsie einnehmen, einschließlich Valproinsäure, Carbamazepin, Phenobarbital oder Phenytoin, die Blutspiegel der Antiepileptika überwacht und die Dosis bei Bedarf angepasst werden. Die gleichzeitige Anwendung von Mefloquin mit Arzneimitteln, die bekanntermaßen die Krampfschwelle verringern (Antidepressiva wie trizyklische oder selektive Serotonin-Wiederaufnahmehemmer (SSRI), Bupropion, Antipsychotika, Tramadol, Chloroquin oder einige Antibiotika), kann das Risiko für Konvulsionen erhöhen.

Fälle von Polyneuropathie (mit neurologischen Symptomen wie Schmerzen, Brennen, sensorischen Störungen, Muskelschwäche, einzeln auftretend oder in Kombination) wurden bei Patienten, die Mefloquin erhalten haben, berichtet. Mefloquin soll bei Patienten abgesetzt werden, die Symptome einer Neuropathie aufweisen, einschließlich Schmerzen, Brennen, Kribbeln, Taubheit und/oder Schwäche, um der Entwicklung einer irreversiblen Störung vorzubeugen. Bei Patienten, die Mefloquin erhalten haben, wurden Fälle von Pneumonitis berichtet, die möglicherweise durch eine Allergie ausgelöst wurden. Patienten, die während der Einnahme von Mefloquin Anzeichen einer Dyspnö, trockenen Husten oder Fieber entwickeln, sollen angewiesen werden, einen Arzt aufzusuchen, um sich medizinisch untersuchen zu lassen.

In klinischen Studien wurde dieses Arzneimittel nicht länger als ein Jahr gegeben. Wenn Mefloquin über längere Zeit gegeben werden muss, sollen regelmäßige Untersuchungen durchgeführt werden, darunter Leberfunktionstests und periodische ophthalmologische Untersuchungen.
Unter der Internetadresse www.lariam.de kann ein Leitfaden für medizinisches Fachpersonal, eine Checkliste für den Lariam® verschreibenden Arzt sowie ein Patientenpass heruntergeladen oder alternativ unter der Telefonnummer 07624 142018 bestellt werden. Zukünftig liegt jeder Packung ein Patientenausweis bei.

Weitere Fragen hierzu beantwortet die Abteilung Medical Information der Roche Pharma AG unter der Telefonnummer 07624 142015 (Montag bis Freitag 8 bis 18 Uhr).
Die AMK bittet die Apotheken, Verdachtsfälle unerwünschter Arzneimittelwirkungen, die unter der Anwendung von Mefloquin beobachtet werden, der AMK (www.arzneimittelkommission.de) zu melden. / Quellen: (1) BfArM; Rote-Hand-Brief zu Lariam® (Mefloquin): Risiko neuropsychiatrischer und anderer schwerwiegender Nebenwirkungen sowie Aufnahme neuer Kontraindikationen. unter: www.bfarm.de/DE/Pharmakovigilanz/risikoinfo/2013/rhb-lariam.html (September 2013)