40/12 Information: Tramadol-haltige Arzneimittel: Risiko von zentralnervösen Nebenwirkungen und Überdosierungen

InformationTramadol-haltige Arzneimittel: Risiko von zentralnervösen Nebenwirkungen und Überdosierungen AMK / Von der Pharmacovigilance Working Party (PhVWP) des Committee on Medicinal Products for Human Use (CHMP) wurde Tramadol im Hinblick auf unerwünschte zentralnervöse Wirkungen wie Krampfanfälle, das Serotonin-Syndrom sowie auf das Überdosierungsrisiko bei älteren Patienten und Patienten mit Nieren- bzw. Leberinsuffizienz neu bewertet. Als Ergebnis dieser Beurteilungen wurde festgestellt, dass die Produktinformationen ergänzt werden müssen, um den Risiken wirksam zu begegnen. Es handelt sich um eine Variation Typ Ib1, die vom BfArM ohne weitere Beurteilung oder Änderung akzeptiert wird. Das BfArM teilte mit, dass die Umsetzung in die auszuliefernde Marktware innerhalb von 3 Monaten erfolgen soll.

Eine zusammenfassende Bewertung sowie der Wortlaut der verabschiedeten Texte sind auf den Internetseiten der EMA veröffentlicht (siehe Quellen).
Die Dosierung sollte an die Stärke der Schmerzen und der individuellen Empfindlichkeit des Patienten angepasst werden. Generell sollte die niedrigste zur Schmerzstillung ausreichende Dosis gewählt werden. Bei Patienten über 75 Jahre kann es zu einer verlängerten Elimination kommen, so dass das Dosierungsintervall entsprechend dem Bedarf des Patienten verlängert werden muss. Bei Patienten mit Leber- bzw. Niereninsuffizienz ist die Elimination von Tramadol verzögert. Bei diesen Patienten sollte eine Verlängerung des Dosierungsintervalls entsprechend dem individuellen Bedarf in Betracht gezogen werden.

Tramadol kann Krampfanfälle auslösen und das krampfauslösende Potenzial von anderen Arzneistoffen erhöhen. Dazu gehören zum Beispiel selektive Serotonin-Wiederaufnahmehemmer (SSRI), Serotonin-Noradrenalin-Wiederaufnahmehemmer (SNRI), trizyklische Antidepressiva, Neuroleptika und weitere wie Bupropion, Mirtazapin und Tetrahydrocannabinol.
Die gleichzeitige Therapie mit Tramadol und serotoninergen Arzneimitteln wie SSRI, SNRI, MAO-Hemmern, trizyklischen Antidepressiva und Mirtazapin kann ein Serotonin-Syndrom verursachen.

Ein Serotonin-Syndrom ist wahrscheinlich, wenn folgende Symptome beobachtet werden:
• spontaner Klonus (krampfartige Muskelzuckungen),
• induzierbarer oder okulärer Klonus mit Agitation oder Diaphorese,
• Tremor und Hyperreflexie,
• muskuläre Hypertonie und Körpertemperatur >38°C und induzierbarer oder okulärer Klonus.

Das Absetzen der serotoninergen Arzneimittel führt in der Regel zu einer raschen Besserung. Gegenmaßnahmen richten sich nach der Art und Schwere der Symptome. /
1) Es werden geringfügige Änderungen von dezentral und zentral zugelassenen Arzneimitteln (Typ IA und Typ IB) und größere Änderungen (Typ II, Erweiterung der Zulassung) unterschieden.

Quellen:
Brief des BfArM an die betroffenen pharmazeutischen Unternehmer vom 17. September 2012 (nachrichtlich an die Stufenplanbeteiligten)
EMA: PhVWP monthly report on safety concerns, guidelines and general matters unter: www.ema.europa.eu/docs/en_GB/document_library/Report/2012/07/WC500130391.pdf, siehe Annex 9: Tramadol – Risk of adverse reactions of the central-nervous system and dosing in the elderly and those with renal or liver impairment