Anhörung zur Arzneimittelversorgung: Statement der ABDA-Präsidentin
Der Gesundheitsausschuss des Bundestages hat sich am gestrigen Mittwoch, dem 21. Februar 2024, mit der aktuellen Situation der Arzneimittelversorgung in Deutschland beschäftigt. Das Gremium tagte auf Grundlage eines entsprechenden Antrags der Unionsfraktion. ABDA-Präsidentin Gabriele Regina Overwiening hat als Vertreterin der Apothekerschaft an der Sitzung teilgenommen. Zur gestrigen öffentlichen Anhörung äußert sich die ABDA-Präsidentin wie folgt:
"Die gestrige Anhörung hat abermals die äußerst angespannte Versorgungslage bei der Verfügbarkeit von dringlich benötigten Arzneimitteln deutlich gemacht. Durch das im Juni 2023 beschlossene Arzneimittel-Lieferengpassbekämpfungs- und Versorgungsverbesserungsgesetz (ALBVVG) ist bisher nicht die vom Bundesgesundheitsministerium angekündigte Entspannung der Situation eingetreten. Die Lage in den Apotheken ist weiterhin extrem angespannt: Sowohl im verschreibungspflichtigen Bereich als auch im OTC-Markt müssen die Apotheken Tag für Tag alternative Präparate finden, damit die Patientinnen und Patienten überhaupt noch versorgt werden. Dies zeigt: Deutschland ist beim Managen von Arzneimittelknappheiten noch längst nicht über den Berg! Daher war es heute richtig und wichtig, dass die Unionsfraktion das Thema auf die politische Agenda gesetzt hat.
Unsere Apotheken vor Ort realisieren die wohnortnahe Arzneimittelversorgung der Bevölkerung hocheffizient. Trotz des andauernden Krisenmodus stellen die Apotheken tagtäglich ihre Leistungsfähigkeit und Flexibilität flächendeckend unter Beweis: Wir managen Arzneimittellieferengpässe, indem wir auf lieferbare Präparate ausweichen, mit den Arztpraxen kommunizieren und dabei sogar noch die bürokratischen Sparauflagen der Krankenkassen realisieren. Seit Jahresbeginn übernehmen wir nun auch die Kommunikation zur Funktionsweise des noch holprigen E-Rezept-Systems gegenüber den Patientinnen und Patienten. Das alles stemmen wir trotz chronischer Unterfinanzierung, fehlender Anpassung des Apothekenhonorars, Nachwuchsmangels und Beschneidung von Handlungsfreiheiten. Um dabei noch unsere ureigenste Aufgabe zu erfüllen – nämlich die verlässliche Arzneimittelversorgung – brauchen wir sofortige politische Maßnahmen zur wirtschaftlichen Entlastung. 11 Prozent aller Apotheken schreiben inzwischen negative Betriebsergebnisse, weitere 15 Prozent haben Ergebnisse bis 50.000 Euro. Daraus resultiert, dass die Apothekenzahl so schnell sinkt wie noch nie zuvor. Neben einer schnellen und verlässlichen Dynamisierung des Apothekenhonorars bedarf es einer sofortigen Erhöhung der Apothekenvergütung, um den Negativ-Trend der Apothekenschließungen zu stoppen.
Die im Ausschuss geäußerten Vorschläge der Krankenkassen zum Apothekenhonorar und der Apothekenstruktur entbehren nicht nur jeder Sachlogik. Sie sind ebenso gefährlich wie die aktuellen Vorschläge aus dem Bundesgesundheitsministerium, weil sie konkrete Leistungskürzungen für die Bevölkerung bedeuten. Denn wenn in den Apotheken nur noch bestimmte Leistungen angeboten werden können, weil Apothekerinnen und Apotheker fehlen und immer mehr Apotheken schließen, wird die Versorgung der Bevölkerung weiter ausdünnen.
Wir setzen den bestehenden Dialog mit dem Bundesgesundheitsministerium und den Abgeordneten des Deutschen Bundestags fort und bringen unsere Positionen und eigenen Vorschläge weiterhin in allen apothekenrelevanten parlamentarischen Verfahren ein."