Apothekenbesuch: Ministerin kritisiert Reformpläne des BMG
Bayerns Gesundheitsministerin Judith Gerlach hat die Bundesregierung aufgefordert, die wohnortnahe Arzneimittelversorgung durch öffentliche Vor-Ort-Apotheken zu stärken. Gerlach besuchte am Donnerstag (11.7.) eine Apotheke in Sonthofen. "Die Zahl der öffentlichen Vor-Ort-Apotheken im Freistaat nimmt stetig ab. Seit 2009 wurden mehr als 600 Apotheken in Bayern für immer geschlossen. Aber die Menschen müssen darauf vertrauen können, dass sie auch in Zukunft wohnortnah mit allen Arzneimitteln versorgt werden – und das flächendeckend auch auf dem Land", so Gerlach in einer Pressemitteilung.
Die Ministerin unterstrich: "Deshalb arbeiten wir intensiv mit den Apothekerinnen und Apothekern zusammen. So finanziert das bayerische Gesundheitsministerium aktuell mit 700.000 Euro eine Studie, mit der innovative Ansätze für die künftige Gestaltung und Sicherstellung der Arzneimittelversorgung durch öffentliche Vor-Ort-Apotheken erarbeitet werden sollen."
Gerlach informierte sich bei einem Besuch in der Familienapotheke der Vizepräsidentin der Bayerischen Landesapothekerkammer, Franziska Scharpf, über das weite Leistungsspektrum und die vielschichtigen Arbeitsabläufe einer Apotheke. Die Ministerin sprach mit Apothekerin Scharpf außerdem über die Positionen der Landesapothekerkammer zu den Plänen der Bundesregierung für die Apothekenreform. Die Ministerin betonte: „Mit einer Vor-Ort-Apotheke den gesetzlichen Versorgungsauftrag zu erfüllen, muss für die Apothekerinnen und Apotheker wieder wirtschaftlich auskömmlich sein. Sonst können wir auch das Nachwuchsproblem nicht lösen. Gemeinsam mit der Bayerischen Landesapothekerkammer und dem Bayerischen Apothekerverband e.V. setzen wir uns mit einer Kampagne aktiv dafür ein, pharmazeutisches Personal für die öffentlichen Apotheken zu gewinnen.“
Gerlach kritisierte außerdem: "Die geplante Apothekenreform des Bundesgesundheitsministers gefährdet allerdings die Versorgung vor Ort, wenn nicht endlich umgesteuert wird. Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach muss alles dafür tun, die wirtschaftliche Unabhängigkeit und Leistungsfähigkeit der Apotheken zu bewahren. Die Preisgestaltung muss neu geregelt werden. Vorhandene Mittel nur umzuverteilen, kann nicht die Lösung sein! Ich fordere eine angemessene Erhöhung der seit Jahren unveränderten Apothekenzuschläge bei der Abgabe verschreibungspflichtiger Arzneimittel in den öffentlichen Apotheken.“ Über den Besuch hat der Fernsehsender "SAT 1" berichtet.