Besuch aus der Schweiz
Eine Delegation des Schweizerischen Apothekerverbandes pharmaSuisse hat am Montag und Dienstag (08.01./09.01.2024) die ABDA besucht. ABDA-Vizepräsident Mathias Arnold begrüßte die Gäste im Deutschen Apothekerhaus in Berlin. Angereist waren Martine Ruggli (Präsidentin), Andrea Brügger (Leiterin Public Affairs) und Dr. Stephen Jenkinson (Leiter Innovationen). Im Laufe des zweitägigen Aufenthalts standen Gespräche zusammen mit Dr. Hans-Peter Hubmann (Vorsitzender des Deutschen Apothekerverbandes), Anke Rüdinger (Stellvertretende Vorsitzende des Deutschen Apothekerverbandes), Dr. Sebastian Schmitz (Hauptgeschäftsführer der ABDA), Dr. Jens Gobrecht (Leiter des Brüsseler Europabüros der ABDA) und Michael Jung (Referent für Europa- und Kammerrecht der ABDA) auf dem Programm.
In unserem Nachbarland haben Apothekerinnen und Apotheker eine tragende Rolle im Gesundheitswesen. In der Schweiz bieten Apotheken nämlich als medizinische Grundversorger schnell und kompetent Hilfe für die Patientinnen und Patienten an und entlasten als erste Anlaufstelle Hausärztinnen und Hausärzte sowie Notaufnahmen der Krankenhäuser. Nach Auskunft des Schweizerischen Apothekerverbandes bieten die Apotheken bei leichten akuten Beschwerden oder kleinen Verletzungen eine honorierte Triageleistung an.
Basierend auf der Fortbildung "Anamnese in der Grundversorgung" wird im direkten Patientenkontakt in der Apotheke über das weitere Vorgehen entschieden. Entweder wird der Patient an einen Arzt oder den Notfalldienst verwiesen oder es findet eine assistierte telemedizinische Konsultation statt. Sehr oft allerdings kann die Apotheke das Problem selbständig lösen. Je nach Symptomen schlägt der Apotheker oder die Apothekerin eine OTC-Behandlung vor oder gibt nach eingehender Beratung und ohne ärztliche Verschreibung rezeptpflichtige Medikamente ab. Damit tragen die Apotheken zur Kostendämpfung im Gesundheitswesen bei und entlasten die hausärztliche Versorgung bzw. den ärztlichen Notdienst.
Der ABDA-Vizepräsident findet das spannend: "Auch wenn die Gesundheitssysteme in der Schweiz und Deutschland strukturell sehr unterschiedlich aufgebaut sind und vieles nicht einfach kopiert werden kann, die Verantwortung der Apotheker in der Schweiz ist wesentlich größer als das in Deutschland der Fall ist", sagte Arnold gegenüber dem ABDA-Newsroom und fügte hinzu: "Wenn Apotheken eine erste Anlaufstelle für Patientinnen und Patienten sind, verfolgt das System einen sehr interprofessionellen und kooperativen Ansatz, was letztendlich zu einer Verbesserung der Betreuung und Therapie führt."
Der Schweizerische Apothekerverband setzt sich dafür ein, in Zusammenarbeit mit Krankenversicherungen, die Apotheken als Erstanlaufstelle für solche Gesundheitsfragen weiter zu etablieren. ABDA und pharmaSuisse wollen sich nach Auskunft von Arnold in Zukunft dazu weiter austauschen. Die Schweizer Delegation wiederum war sehr interessiert an der Einführung der pharmazeutischen Dienstleistungen in Deutschland.
Weitere Themen in den Gesprächen waren die Digitalisierung (E-Rezept) und die Lieferengpässe von Arzneimitteln. Laut Arnold wurde deutlich, dass die Schweizer Krankenkassen in Sachen Retaxationen offenbar pragmatischer sind als in Deutschland. Gesprochen wurde auch über die Europapolitik wie den Europäischen Gesundheitsdatenraum (EHDS). Der Schweizerische Apothekerverband hat seit diesem Jahr eine Beobachtermitgliedschaft im Zusammenschluss der Apotheker in der Europäischen Union (ZAEU).
Rund 300.000 Patientinnen und Patienten gehen jeden Tag in eine der 1.800 öffentlichen Apotheken der Schweiz, berichtet die pharmaSuisse auf ihrer Homepage. Knapp 23.000 qualifizierte Fachpersonen (Apothekerinnen und Apotheker sowie Pharmaassistentinnen und -assistenten) setzen ihre Kompetenzen zum Wohl der Bevölkerung ein.