Medikationsplan: Wer ist zuständig?
Von Anke Rüdinger, stellvertretende Vorsitzende des Deutschen Apothekerverbandes
Viele Patienten haben aus der Arztpraxis einen Medikationsplan. Idealerweise listet dieser alle aktuell benötigten Arzneimittel mit wichtigen Einnahmehinweisen auf – egal ob verordnet oder aus der Selbstmedikation. Diesen Medikationsplan aktuell zu halten, ist eine Herausforderung, selbst wenn nur ein einziger Arzt alles verordnet hat. So muss zum Beispiel vermerkt werden, wenn aufgrund eines Lieferengpasses ein gewohntes Medikament durch ein anderes ersetzt wurde. Wenn verschiedene Ärzte Medikamente verordnen, wird es noch komplizierter.
Weil der Überblick über die Gesamtmedikation oft so schwierig ist, gibt es seit einem Jahr eine pharmazeutische Dienstleistung. Die Kosten dafür werden für Patienten, die fünf oder mehr Arzneimittel verordnet bekommen, von der Krankenkasse übernommen. Die Betroffenen bringen zu einem ersten Termin alle ihre Medikamente und, sofern vorhanden, auch ihrem Medikationsplan in die Apotheke mit. Schritt für Schritt besprechen wir die Arzneimittel, und im Nachgang analysiere ich die Gesamtmedikation. Zeigen sich dabei Probleme, bespreche ich diese mit dem Arzt und schlage Lösungen vor. In einem zweiten Gespräch bespreche ich dann mit dem Patienten den aktuellen und vollständigen Medikationsplan, den er mit nach Haus nehmen kann. Meiner Erfahrung nach freuen sich die Ärzte über die fachlichen Anmerkungen aus pharmazeutischer Sicht, unter anderem weil wir Apotheker zum Beispiel Wechselwirkungen umfassendere Informationen haben. An der ärztlichen Therapiehoheit ändert meine Dienstleistung selbstverständlich nichts.
Die Sorge von Patienten, dass sich ihr Arzt durch eine pharmazeutische Dienstleistung kritisiert fühlen könnte, ist unbegründet. Die Zusammenarbeit zwischen den beiden Heilberufen funktioniert in der Regel sehr gut, denn beide haben das gleiche Ziel: die bestmögliche Versorgung ihrer Patienten. Eine wichtige Säule dafür ist ein aktueller und vollständiger Medikationsplan.
(erschienen: "Das Apotheken Magazin" 15. Juni 2023)