Overwiening: "Die Apotheken stehen unter immensem Druck"
ABDA-Präsidentin Gabriele Regina Overwiening sorgt sich um die flächendeckende Arzneimittelversorgung in Deutschland. Das machte sie in einem Interview mit der "Apotheken Umschau" (18.12.) deutlich. Overwiening: "Die Apotheken stehen unter immensem Druck. Die Arbeitsbelastung ist unter anderem aufgrund der Lieferengpässe extrem hoch und es fehlt uns Personal. In den zurückliegenden zehn Jahren sind die Gesamtkosten um fast 60 Prozent gestiegen, trotzdem haben wir seit 2013 keine Honoraranpassung mehr bekommen."
In dem Gespräch ging es unter anderem auch um die Proteste der Apothekenteams in diesem Jahr und der Schulterschluss mit den Ärzten. "Beide Berufe sind in großer Sorge, denn wir erleben tagtäglich, dass wir die wohnortnahe Gesundheitsversorgung unter den aktuellen Umständen nicht mehr lange sicherstellen können", erklärte die ABDA-Präsidentin.
Angesprochen auf die Filialpläne von Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach, sagte Overwiening: "Wir haben in Deutschland im Moment überall Apotheken, die die Menschen vollumfänglich versorgen. Wenn plötzlich ein Teil davon nicht mehr alles anbietet, dann ist das eine Leistungskürzung. Ein Zwei-Klassen-System entsteht. Als Patient weiß ich nicht: was bekomme ich in dieser Apotheke und was nicht? Aber wo Apotheke draufsteht, muss Apotheke drin sein!"
Die ABDA-Präsidentin forderte erneut eine Honorarerhöhung: "Klar ist: 2024 muss die Ampelkoalition mehr Geld in die Apotheken investieren. Manche unserer Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen verdienen nur leicht über dem Mindestlohn, weil uns die Mittel fehlen, sie besser zu bezahlen. Kommt es zu Tariferhöhungen, die ins Haus stehen, wird eine Vielzahl der Apotheken die Mehrkosten nicht so einfach aus dem Betriebsergebnis heraus stemmen können." Das beeindrucke den Bundesgesundheitsminister bisher wenig, fügte sie hinzu. Ändere Karl Lauterbach seine Meinung nicht, werde es eine Marktbereinigung geben und es werden viele Apotheken schließen.
Abgesehen von Honorarforderungen und der flächendeckenden Versorgung, steht für Deutschlands Apotheken noch ein weiteres wichtiges Thema im Jahr 2024 auf der Agenda. "Ganz wichtig ist das E-Rezept. Das ist ab Jahresbeginn auch für die Ärztinnen und Ärzte verpflichtend. Das E-Rezept löst die Patientin oder der Patient ganz normal in der Apotheke vor Ort ein – egal, ob es per App, auf Papier oder über die Gesundheitskarte kommt", so Overwiening. Man verzeichne schon einen deutlichen Schub in den letzten Wochen.