Overwiening fordert Vertrauenskultur im Gesundheitswesen
ABDA-Präsidentin Gabriele Regina Overwiening hat den Zusammenhalt der Player im Gesundheitswesen gefordert. "Neben der Fokussierung auf die Patientinnen und Patienten haben wir unbedingt Misstrauen abzubauen", sagte Overwiening in einer Talkrunde beim öffentlichen Teil der Hauptversammlung des Bundesverbandes der Pharmazeutischen Industrie in Berlin (15. Mai). Das gesamte System könne alle Player gegeneinander ausspielen, weil man im Misstrauen trainiert wurde, so die ABDA-Präsidentin. "Da hat der eine Stakeholder etwas zugedacht bekommen, dann schreien die anderen: 'Warum hat der und wir nicht'", so Overwiening. Die Politik spiele das "brillant aus". "Schön wäre es, wenn wir darauf nicht einsteigen", so die ABDA-Präsidentin. Man müsse eine "Vertrauenskultur" entwickeln, mit der Zielsetzung das Beste für die Patientinnen und Patienten rauszuholen. Die ABDA-Präsidentin ist sich sicher: "Unsere Energien werden sich dann potenzieren!"
Overwiening nannte als positives Beispiel für eine interprofessionelle Zusammenarbeit das Modellvorhaben der Arzneimittelinitiative Sachsen-Thüringen (ARMIN). Das Modellprojekt fußte auf dem ABDA-KBV-Modell, dem "Zukunftskonzept Arzneimittelversorgung". Die Einnahmetreue bei teilnehmenden Patientinnen und Patienten konnte durch die Kooperation von Ärzten und den Apotheken nachweislich verbessert werden.
An der Talkrunde beim BPI nahmen auch Oliver Kirst (Vorsitzender, BPI e.V.) und Alena Buyx (Professorin für Ethik der Medizin und Gesundheitstechnologien an der Medizinischen Fakultät der Technischen Universität München) teil. Auch für Buyx müssen die Player im Gesundheitswesen über ihren Tellerrand hinausschauen, deshalb unterstützt sie den Vorschlag der ABDA-Präsidentin. Buyx: "Es muss sehr viel mehr Gemeinwohlorientierung in einem übergreifenden Sinne, in das Nachdenken in das Gesundheitswesen rein, sonst kriegen wir das nicht hin." Vor der Talkrunde hatte CDU-Parteichef Friedrich Merz eine Rede gehalten.
Die ABDA-Präsidentin war auch zu Gast bei der Vorabendveranstaltung zur BPI-Hauptversammlung im Französischen Dom am Dienstag (14. Mai) und traf dort auf Mitglieder der Bundesregierung. Bundeswirtschaftsminister Dr. Robert Habeck sprach sich in einer Rede für einen starken Pharmastandort aus: "Wir müssen die pharmazeutische Industrie, die Forschung aber auch die Mengenproduktion hierzulande hochhalten, um nicht nur unsere Bevölkerung, sondern auch die Weltbevölkerung versorgen zu können. Wir sind vielleicht nicht mehr die Apotheke der Welt – aber stark in der pharmazeutischen Industrie. Das sind wir alle mal." Und Bundegesundheitsminister Karl Lauterbach bekräftigte: "Die Bundesregierung will im Bereich der pharmazeutischen Industrie einen Neuanfang wagen – einen Aufbruch. Und die Pharmastrategie ist hier ein zentraler Baustein."