Patientenbeauftragter: "Wir brauchen die Apotheken vor Ort"
Keine Fiebersäfte für die Kinder, keine Zäpfchen, keine Antibiotika und keine Nasensprays – massive Lieferengpässe bei Arzneimitteln haben in der vergangenen Erkältungssaison Eltern, Kinder und Apothekenteams stark belastet. Wie es in der nun anbrechenden Saison aussieht und welche Probleme derzeit in der Arzneimittelversorgung bestehen, darüber hat sich der Patientenbeauftragte der Bundesregierung und SPD-Abgeordnete im Kreis Herford, Stefan Schwartze, nun in der Markt-Apotheke Vlotho informiert, wie der Apothekerverband Westfalen-Lippe (AVWL) am Freitag (1.12.) berichtet.
"Die Engpässe bestehen weiter", können Kreisvertrauensapotheker Edward Mosch und Jens Kosmiky, Vorsitzender der Bezirksgruppe Herford im Apothekerverband Westfalen-Lippe (AVWL), dem Politiker wenig Hoffnung machen. Noch seien die Lager der Apotheken gefüllt – aber bei einer starken Erkältungswelle auch schnell geleert. Darüber hinaus bestünden nicht nur bei Erkältungs-, sondern auch bei vielen anderen Arzneimitteln wie Psychopharmaka, Herz-Kreislauf-Medikamenten, Medikamenten für Diabetespatienten, Beruhigungsmitteln für Sterbende dramatische Engpässe. Es gebe eigentlich keine Arzneimittelgruppe mehr, die nicht von Lieferschwierigkeiten betroffen sei, so Edward Mosch.
Während die Probleme also groß bleiben, wird die Zahl der Apotheken, die sie lösen können, immer kleiner. Rund 500 schließen voraussichtlich in diesem Jahr bundesweit – und der Trend wird sich beschleunigen. Gerade im ländlichen Raum befürchtet Edward Mosch, dass sich die Versorgung der Menschen verschlechtern wird, wenn das Bundesgesundheitsministerium seine angekündigten Pläne für eine Apothekenreform tatsächlich umsetzt. Dann werde es auf dem Land nur noch wenige Apotheken geben, die Nacht- und Notdienste leisteten und die selbst Arzneimittel anfertigten wie Fiebersäfte oder individuell produzierte Salben.
"Die Versorgung im ländlichen Raum muss gesichert und gestärkt werden", ist auch der Patientenbeauftragte Stefan Schwartze überzeugt. "Wir brauchen die Apotheken vor Ort als niedrigschwellige Anlaufstelle für die Patientinnen und Patienten. Die Apothekenteams bieten einen unkomplizierten Zugang zu Präventionsangeboten und zu Gesundheitsinformationen. Sie stärken die Gesundheitskompetenz der Bürger. Dieses Potenzial müssen wir ausbauen – und dürfen es nicht aufs Spiel setzen."