PZ 36/12 Information: Codein: Intoxikationsrisiko und CYP2D6-Polymorphismus

InformationCodein: Intoxikationsrisiko und CYP2D6-Polymorphismus AMK / Aus den USA waren drei Todesfälle und ein Fall einer lebensbedrohlichen Atemdepression nach Einnahme von Codein bei Kindern im Alter von 2 bis 5 Jahren berichtet worden. In allen vier Fällen wurde Codein unter Beachtung der empfohlenen Dosierung zur Schmerzbehandlung eingesetzt. Dies nimmt das BfArM zum Anlass, auf seiner Homepage über das Problem des CYP2D6-Polymorphismus bei der Behandlung mit Codein zu informieren. Codein wird über das Enzym CYP2D6 zu Morphin abgebaut. Auf Grund eines genetischen Polymorphismus liegt bei einigen Menschen eine hohe Enzymaktivität vor. Bei diesen „Ultra-rapid“-Metabolisierern wird Codein sehr schnell zu Morphin umgewandelt, so dass im Blut hohe Morphinkonzentrationen erreicht werden. Dadurch können lebensgefährliche Nebenwirkungen auftreten, besonders ausgeprägte Atemdepressionen. Drei der in den USA verstorbenen Kinder waren „Ultra-rapid“-Metabolisierer. Die Häufigkeit von „Ultra-rapid“-Metabolisierern“ variiert zwischen verschiedenen ethnischen Gruppen. Für Kaukasier (hellhäutige Menschen) wird eine Prävalenz von 1 bis 7 % angenommen. Bei Menschen afrikanischer Abstammung wird die Prävalenz mit bis zu 29 % angegeben. Aus Deutschland liegt dem BfArM für Codein ein Todesfall im Kindesalter aus den letzten 34 Jahren vor, bei dem aber auch eine Überdosierung nicht ausgeschlossen ist. In der nationalen Datenbank zu unerwünschten Arzneimittelnebenwirkungen liegen dem BfArM weitere Berichte zu Abgeschlagenheit, Schläfrigkeit und Atemnot bei Kindern nach Codein-Anwendung vor, wobei in den meisten Fällen von einer versehentlichen Überdosierung berichtet wurde. Das BfArM weist auf die genaue Einhaltung der Dosierungsanleitung für Codein-haltige Arzneimittel hin. Besonders bei kleinen Kindern soll die Codein-Dosis so niedrig wie möglich und die Dauer der Behandlung so kurz wie möglich sein. Zu den möglichen Symptomen einer Codeinvergiftung gehören ungewöhnliche Schläfrigkeit, Verwirrtheit, schwere und laute Atmung sowie Atemnot. Diese Symptome können auch bei Einhaltung der empfohlenen Dosierungen auftreten. Patienten, die erstmals mit Codein behandelt werden, besonders Kinder, sollen aufmerksam beobachtet werden. Wenn die beschriebenen Symptome auftreten, ist die Therapie sofort zu beenden und ein Arzt zu konsultieren. Die Problematik und die Notwendigkeit weiterer Maßnahmen sind derzeit Gegenstand von Beratungen des Europäischen Ausschusses für Risikobewertung. / Quelle:
BfArM: Codein: Genetischer Polymorphismus - Todesfälle bei Kindern (Stand 30. August 2012) (www.bfarm.de/DE/Pharmakovigilanz/risikoinfo/2012/codein.html)