Stufenplanverfahren Valproinsäure/Valproate: Wechselwirkungen mit Carbapenemen

Stufenplanverfahren
Valproinsäure/Valproate: Wechselwirkungen mit Carbapenemen
Das Bundesinstitut für Arzneimittel und Medizinprodukte (BfArM) informiert im Juni 2010 in einem Anhörungsverfahren der Stufe II über klinisch relevante Wechselwirkungen zwischen der Substanzklasse der Carbapeneme und Valproinsäure beziehungsweise Valproaten, die als gut belegt gelten. In mehreren Fallberichten und mindestens einer Studie wird eine klinisch relevante Wechselwirkung (Veränderungen im Elektroenzephalogramm) beschrieben. Nach den Ergebnissen einer (nicht veröffentlichten) Interaktionsstudie, in der gesunden Probanden Doripenem und Valproat gleichzeitig verabreicht wurden, zeigte sich ein schnelles und signifikantes Absinken der Plasmakonzentrationen von Valproat. Die Mechanismen dieser Wechselwirkung sind noch nicht eindeutig geklärt und es werden mehrere mögliche Mechanismen diskutiert. Die Pharmakovigilanz-Arbeitsgruppe (PhVWP) des Ausschusses für Humanarzneimittel (CHMP) bei der Europäischen Arzneimittelagentur (EMA) hat die Erkenntnisse über Wechselwirkungen zwischen Carbapenemen und Valproinsäure bewertet. Aufgrund der Intensität und des nicht vollständig charakterisierten zeitlichen Verlaufes der Wechselwirkungen wird eine gleichzeitige Anwendung für nicht kontrollierbar gehalten, auch nicht durch Maßnahmen wie eine Dosisanpassung oder eine Überwachung der Valproinsäurekonzentration im Plasma. Nach den Schlussfolgerungen des CHMP und der PhVWP sollte Valproinsäure nicht gleichzeitig mit Carbapenemen angewendet werden. In unterschiedlichen Verfahren zu Arzneimitteln mit verschiedenen Carbapenemen als Wirkstoffen wurden bereits entsprechende Hinweise zu Wechselwirkungen mit Valproinsäure in die Produktinformationen aufgenommen.
 
Die Produktinformationen von Valproat-haltigen Arzneimitteln enthalten bisher jedoch nur unzureichende Informationen über diese Wechselwirkungen. Die PhVWP hat daher empfohlen, dass geeignete Hinweise zu dieser Wechselwirkung in die Produktinformationen von Valproat-haltigen Arzneimitteln aufgenommen werden. Das BfArM schließt sich dieser Bewertung an. Die gleichzeitige Behandlung mit Valproinsäure und Carbapenem gilt danach als „nicht empfohlen“. Den vollständigen Wortlaut der geplanten Änderungen finden Sie auf der Homepage des BfArM. Den betroffenen Herstellern wird im Rahmen einer schriftlichen Anhörung nach dem Stufenplanverfahren, Stufe II, die Gelegenheit zur Stellungnahme zum dargestellten Sachverhalt innerhalb von vier Wochen gegeben.
Meldungen zu unerwünschten Arzneimittelwirkungen können Sie jederzeit per Berichtsbogen an uns einsenden. Quelle:
www.bfarm.de/cae/servlet/contentblob/1095276/publicationFile/88313/
valproin_anhoerung.pdf
PZ 25/10