Arnold warnt vor Auswirkungen der Apothekenreform
Apotheke ohne Apotheker? ABDA-Vizepräsident Mathias Arnold erklärt in der "Mitteldeutschen Zeitung" (8.8.), was das Apotheken-Reformgesetz für die tägliche und sichere Versorgung mit Medikamenten bedeutet. "Was wir davon halten, können Sie sich ja vielleicht vorstellen", sagt Arnold, der auch Vorsitzender des Landesapothekerverbandes in Sachsen-Anhalt ist. "Das Ganze ist eine Katastrophe. Wir lehnen das ab."
Mathias Arnold umschreibt, warum Lauterbachs Pläne aus seiner Sicht nicht sinnvoll und möglicherweise sogar gesundheitsgefährdend sind. "Warum gibt es denn überhaupt Apotheken? Weil es Arzneimittel gibt." Die seien als Produkt erstmal gefährlich. "Denn ein Arzneimittel darf - und da werden viele jetzt lachen oder staunen - Menschen töten." Im Arzneimittelgesetz stehe drin, dass ein Arzneimittel auch bei bestimmungsgemäßem Gebrauch schwerste Nebenwirkungen haben kann. Arnold: "Das Problem gibt es auf der ganzen Welt. Deshalb hat man sich darüber Gedanken gemacht und ist zu dem Schluss gekommen, dass man ein Arzneimittel nicht so verkaufen kann wie ein Brot oder einen Kohlkopf - dazu ist es zu gefährlich. Außerdem sollte es für alle dasselbe kosten, damit niemand benachteiligt wird. Die Preise sollten also relativ stabil sein und nicht hochgehen, wenn wir gerade eine Grippewelle haben."
Lauterbach wolle nun ein großes Apothekengesetz machen und alles ändern. "Er meint, es wäre ausreichend, wenn in einer Apotheke acht Stunden pro Woche ein Apotheker da ist. Aber das ist wie eine Rutschbahn. Wenn ich da einmal was draufgelegt habe, kann ich es irgendwann nicht mehr aufhalten", sagt der ABDA-Vizepräsident. Das Ganze sei natürlich erst mal ein Referentenentwurf, der soll am 21. August durch das Kabinett gehen und soll dann zum Gesetz werden. "Aber ich bin überzeugt, dass das Ganze beim Verfassungsgericht oder beim Europäischen Gerichtshof landet und die Richter sagen: Leute, das könnt ihr nicht machen. Ihr könnt nicht sagen: Montags muss ich 30 fahren und dienstags darf ich 50 fahren. Das wäre ja so, als ob im Krankenhaus nur dienstags der Doktor da ist, der sie operieren kann, aber vielleicht kann das ja die Schwester machen."
Wenn man ein Problem im Apothekensystem habe, sei es hauptsächlich ein ökonomisches. "Wir Apotheker haben seit zehn Jahren keine Honoraranpassung bekommen, arbeiten also für das Geld von 2013. Es gibt auch nicht so etwas wie Inflationsausgleich", so Arnold und fügte hinzu: "Die aktuellen Ideen machen das alles nicht besser. Und es wird wieder das flache Land treffen, obwohl der Minister angeblich den ländlichen Raum schützen will."