BAK-Symposium: Neue Chancen für die Telepharmazie
Wie können telepharmazeutische Lösungen den Versorgungsalltag bereichern? Und wie können sich die Apotheken mit innovativen, digitalen Konzepten künftig stärker in die Primärversorgung einbringen? Unter anderem mit diesen Fragen beschäftigten sich am heutigen Dienstag die Diskussionsteilnehmer des Symposiums der Bundesapothekerkammer „Telepharmazie – Chancen und Grenzen“.
Thomas Benkert, Präsident der Bundesapothekerkammer, eröffnete das Symposium, das von PZ-Redakteurin und Apothekerin Daniela Hüttemann moderiert wurde, mit der Aussage, dass die Apothekerschaft die Telepharmazie begrüße – abgelehnt würden aber Scheinapotheken ohne Apothekerinnen und Apotheker. Die Kommunikation innerhalb eines Apothekenteams zwischen PTA und Apotheker sei keine Telepharmazie. Hintergrund ist, dass Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach angekündigt hat, dass PTA in Filialapotheken künftig auch ohne anwesenden Apotheker arbeiten dürfen, wenn sie sich über digitale Kommunikationswege mit einem Apotheker/einer Apothekerin in der Hauptapotheke verbinden können. BAK-Präsident Benkert wies darauf hin, dass eine solche Kommunikation zwischen Haupt- und Filialapotheke bereits bestehe. „Das ist keine Telepharmazie“, so Benkert. Der BAK-Präsident stellte zudem den persönlichen Kontakt zwischen Apotheker und Patientinnen und Patienten in den Vordergrund – telepharmazeutischen Callcentern erteilte er eine Absage.
Matthias Mieves MdB, Sprecher für e-Health für die SPD-Fraktion und ordentliches Mitglied im Gesundheitsausschuss und im Ausschuss für Digitales im Deutschen Bundestag, nannte drei Ziele der Telepharmazie: Die Verbesserung der Versorgung der Patientinnen und Patienten. Zweitens den Apothekerberuf attraktiv zu halten und drittens die Apotheken vor Ort als Gesundheitsstandort zu stärken und weiterzuentwickeln. Mieves: „Apothekerinnen und Apotheker können viel mehr als sie bislang anbieten, dieses Potential sollte genutzt werden.“ Er sei gespannt darauf, was sich die Apotheker unter Telepharmazie vorstellen – und er sei bereit, diese Ideen mitzunehmen. Mieves lud die Apothekerschaft mehrfach dazu ein, ihm Ideen für konkrete telepharmazeutische Versorgungskonzepte vorzulegen, er wolle diese dann in der Ampel-Koalition besprechen und sich dafür starkmachen. Mieves äußerte auch die Meinung, dass erkrankte Menschen Medikamente bekommen wollten, ohne ihr Sofa zu verlassen – das könne er sich dank Telepharmazie vorstellen. Möglich sei für ihn zudem, dass Apothekerinnen und Apotheker aus dem Homeoffice heraus pharmazeutisch beraten. Der SPD-Politiker kann sich auch vorstellen, dass das Aufgabenspektrum der Apotheken erweitert werde, zum Beispiel über Remote Monitoring. Er verstehe darunter, dass Patienten zuhause ihre Körperfunktionen messen und diese Werte an den Apotheke senden. So wie BAK-Präsident Benkert sprach sich auch Mieves gegen Callcenter in der Telepharmazie aus – Beispiele aus Schweden hätten gezeigt, dass dies keine Vorteile für die Patientinnen und Patienten habe.
Am Symposium beteiligt war auch Dr. Hannes Müller, Mitglied des Geschäftsführenden Vorstands der Bundesapothekerkammer und Mitglied des Digital Hubs der ABDA – Bundesvereinigung Deutscher Apothekerverbände. Für ihn sei Telepharmazie alles das, was Apotheken für ihre Patientinnen und Patienten heute schon leisten – aber eben über die Entfernung. Telepharmazeutische Konzile seien für ihn denkbar und die Beratung am Telefon sei auch bereits eine Form der Telepharmazie. Müller ging insbesondere auf eine mögliche Verbesserung der Adhärenz durch telepharmazeutische Beratungsmöglichkeiten ein. Er beschrieb dazu den „New Medicines Services“ aus England, bei dem die Patienten bei Neueinstellung auf ein neues, verordnetes Präparat vom Apothekenteams in den ersten Wochen und Monaten begleitet werden, um die Therapietreue zu verbessern. Müller stellte allerdings klar, dass der Erstkontakt immer in einem Vor-Ort-Gespräch in der Apotheke erfolgen müsse.
Ein weiterer Diskussionspartner war Stefan Wild, Vorstandsmitglied der pharmaSuisse und der Interessengemeinschaft eHealth. Telepharmazie in der Apotheke mit der Vernetzung zum Arzt finde in der Schweiz bereits 2012 statt. Heute könne die ärztliche Beratung in der Apotheke genutzt werden, mit einer unmittelbar folgenden Abgabe des verordneten Medikaments. Wild verwies auch darauf, dass Apotheker und Ärzte auf Augenhöhe miteinander arbeiten sollten. Dementsprechend sprach er sich dafür aus, dass es eine durch Ärztinnen und Ärzte assistierte Telepharmazie geben solle.
Der fünfte geplante Diskussionspartner, Sören Friedrich von der GEDISA, war kurzfristig verhindert und konnte nicht am BAK-Symposium teilnehmen.
Mit einem Klick auf dieses Vorschaubild willigen Sie ein, dass Inhalte von Google nachgeladen werden. Hierdurch erhält Google die Information, dass Sie unsere Seite aufgerufen haben sowie die in diesem Rahmen technisch erforderlichen Daten. Wir haben auf die weitere Datenverarbeitung durch Google keinen Einfluss. Weitere Informationen finden Sie in unseren Datenschutzhinweisen.
Sehen Sie hier noch einmal das Symposium der Bundesapothekerkammer "Telepharmazie – Chancen und Grenzen" in voller Länge.