Breites Medienecho zu Apothekerprotesten in Erfurt und Dresden
Am gestrigen 28. August versammelten sich Apothekenteams in Erfurt und Dresden, um gegen die geplante Apothekenreform zu protestieren. Initiiert wurde die Aktion von den jeweiligen Verbänden in Sachsen und Thüringen.
Die Nachrichtenagentur dpa berichtet (28.8.) im Regionaldienst Thüringen und Sachsen über die Proteste. Thüringer Pharmazeuten ärgern sich über die Reformpläne für Apotheken der Bundesregierung. "Wir brauchen eine Reform, die auf die Kompetenz der Apothekerinnen und Apotheker als Heilberuf am Patienten setzt und nicht auf digital ferngesteuerte Arzneimittelausgabestellen", so der Vorsitzende des Thüringer Apothekerverbands, Stefan Fink. Und im Landesdienst Sachsen heißt es: "Bereits im letzten Jahr demonstrierten die Apotheker. Da die erhoffte Veränderung bislang jedoch ausblieb, gehen sie nun erneut auf die Straße". Thomas Dittrich, Vorsitzender des sächsischen Apothekerverbandes, merkt an: "Wir werden nicht nachlassen, unsere drei wichtigsten Forderungen immer wieder vorzutragen, bis diese in einer zukunftsfähigen Apothekenreform umgesetzt sind". Dabei handele es sich um eine Verbesserung der wirtschaftlichen Rahmenbedingungen, keine Öffnung von Apotheken ohne Anwesenheit einer Apothekerin oder eines Apothekers und Entbürokratisierung.
Der MDR hat ebenfalls über die Demonstrationen in seinem Sendegebiet (28.8.) berichtet. "Mit Trillerpfeifen und Transparenten wollten die Apothekerteams ein Zeichen setzen", heißt in dem Artikel. "Wir streiken nicht, wir kämpfen für Ihre Versorgung" stand auf den Plakaten, oder: '"Apotheken retten, Gesundheit sichern. Mit der geplanten Gesetzesänderung solle es Apotheken weitgehend ohne Apotheker geben. So sollen Apothekenfilialen auch dann öffnen dürfen, wenn ein Apotheker nur in einer anderen Filiale für eine Beratung per Telefon oder Video zur Verfügung stehe.
Hopp oder top - aus Sicht der Apotheker geht es bei einer vom Bund geplanten Apothekenreform inzwischen um Überleben oder Untergang der Branche, schreibt die "Ostthüringer Zeitung" (27.8.). "Die Pläne des Bundesgesundheitsministers retten keine einzige Apotheke., sondern gefährden das gesamte System der qualifizierten Medikamentenversorgung. Das beängstigende Apothekensterben wird beschleunigt. Patienten droht eine Versorgungs- und Beratungswüste", wird Stefan Fink, der Chef des Thüringer Apothekerverbandes, zitiert. Mit der Reform verbundene Änderungspläne bei der Vergütung der Medikamentenabgabe sind laut Fink marginal und zu vernachlässigen. "Die Hoffnung, davon könnten kleinere Apotheken auf dem Land profitieren, ist durch nichts belegt und unterstreicht die Praxisferne des Gesetzgebers. Wir brauchen eine grundlegende Reform, die Apotheken nach Jahren kompletter Unterfinanzierung kostendeckend absichert", sagte Fink.
Die Vehemenz des Protestes zeige, wie ernst es den Apotheken mit der Kritik an der Reform der Medikamentenversorgung sei, kommentiert die "Thüringer Allgemeine" (28.8.). "Apotheken sterben auch, weil die Betreibenden an wirtschaftliche Grenzen stoßen. Vergütungen wurden seit Jahrzehnten nicht mehr angepasst. Inflation, Personal- und Energiekosten verstärken den Druck. Eine Reform muss sicherstellen, dass Apotheken auskömmlich betrieben werden können", heißt es im Kommentar.
Geringe Löhne, hohe Nebenkosten und Konkurrenz durch den Online-Handel: Es gebe viele Auslöser für das Apothekensterben, meldet die "Freie Presse" (28.8.). "Wir haben ein Lohnniveau von vor 20 Jahren mit Kosten von heute", erläutert Juliane Zinner, Filialleiterin der Peniger Löwen-Apotheke. Sie befürchtet, dass sich die Qualität der Versorgung durch die Reform massiv verschlechtern könnte: "Patienten nehmen schon jetzt einen weiten Weg auf sich." Schon bald könnten noch mehr Apotheken schließen. "Die Lage ist ernst und bedrohlich", schlussfolgert sie.
Apothekenkunden könnten am 28. August in Leipzig vor verschlossenen Türen stehen. Darauf weist "Radio Leipzig" (28.8.) seine Hörerinnen und Hörer hin. Der Grund sei eine Protestaktion, sagte Apothekerin Claudia Sehmisch von der Sächsischen Landesapothekerkammer dem Sender. Die Apotheker würden in Dresden gegen das geplante Apotheken Reformgesetz protestieren. Denn ihre Bezahlung sei seit 20 Jahren gleichgeblieben oder wurde sogar gekürzt. Wer dringend Medikamente benötige, könne sich aber jederzeit an die Notdienstapotheken wenden, so Sehmisch.