DAV-Chef im Interview mit der Süddeutschen Zeitung
In einem Interview mit der "Süddeutschen Zeitung" (Online-Ausgabe vom 8. Oktober 2024) kritisiert der Vorsitzende des Deutschen Apothekerverbandes (DAV), Dr. Hans-Peter Hubmann, die mangelnde Wertschätzung der Apothekerschaft durch die Politik. Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach betone zwar täglich, wie wichtig die Apotheken für die Versorgung seien, aber er verkenne komplett, wie wichtig eine ausreichende ökonomische Grundlage für die Apotheken vor Ort sei, sagte Hubmann: "Für Herrn Lauterbach sind wir nur Logistiker, die Arzneimittel ausgeben. Unsere Mitarbeiter würden ein höheres Entgelt verdienen, aber wir können uns höhere Löhne schlichtweg nicht leisten, weil unsere Kosten kräftig gestiegen sind, und das Honorar seit Jahrzehnten nicht angepasst wurde." Auf die Frage, ob er selbst in seiner Apotheke Gewinn mache, sagte Hubmann: "2023 schon, aber deutlich unter dem Durchschnittsertrag aller Apotheken von rund 148 000 Euro. Das klingt nach viel. Aber das ist ja nicht netto. Das ist vor Steuern, vor Aufwendungen für die Vorsorge, also Kranken- und Rentenversicherung und vor Investitionen und Tilgung von Krediten."
Wie ernst die andauernden Lieferengpässe bei Medikamenten für die Versorgung der Patienten sind, wurde derweil ABDA-Vizepräsident Mathias Arnold von der "Passauer Neuen Presse" am 8. Oktober 2024 gefragt – und von zahlreichen Medien bundesweit zitiert. Arnold: "Vom Mangel betroffen sind eine ganze Reihe von Medikamenten, von Schmerzmitteln über bestimmte Antibiotika bis hin zu Insulinen. Auch manche Impfstoffe sind nicht in Mengen verfügbar, wie wir sie brauchten. So sagt der Minister [Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach; Anmerk. d. Verf], alle Kinder sollen geimpft werden, doch ist in bestimmten Bereichen kein Impfstoff da." Der ABDA-Vizepräsident fordert mehr Freiräume bei der Abgabe der Arzneimittel: "In den Apotheken bleibt uns daher nichts anderes übrig, als mit dem derzeitigen, von Engpässen geprägten System zu arbeiten und zu versuchen, trotz Engpässen noch alternative Arzneimittel zu finden. Dazu wurden den Apotheken zwar theoretisch mehr Freiräume eingeräumt, doch greift das entsprechende Gesetz auf der praktischen Ebene nicht wie gewünscht."