Hohe Streikbeteiligung erzielt
Der Streik der Apotheken am Mittwochnachmittag war erfolgreich. In Brandenburg, Hamburg, Schleswig-Holstein und im Saarland hatten die Apotheken einen halben Tag lang geschlossen, um gegen die Honorar-Kürzungen zu protestieren, die im GKV-Finanzstabilisierungsgesetz vorgesehen sind. Das Gesetz soll am heutigen Donnerstag im Bundestag endgültig verabschiedet werden. Es beinhaltet für zwei Jahre eine Erhöhung des Abschlags, den Apotheken der GKV für jedes rezeptpflichtige Arzneimittel einräumen müssen, von 1,77 auf 2,00 Euro (brutto).
Der Apothekerverband Brandenburg geht von einer Streikbeteiligung von 90 Prozent aus. Die Apothekerkammer Brandenburg meldet, dass sich in der Lausitz und in der Stadt Cottbus nahezu alle Apotheken beteiligt haben. Patienten hätten gefragt: "Sie bleiben uns doch erhalten, oder?“ Am Neuen Rathaus in Bernau versammelten sich rund 30 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter aus Apotheken und machten lautstark darauf aufmerksam, dass die Politik am falschen Ende sparen will. Der Vorsitzende des Apothekerverbands Brandenburg, Olaf Behrendt, sagte im "rbb24 Inforadio", mit den Kürzungen sei das Ende der Fahnenstange erreicht. Man habe seit zehn Jahren keine Honoraranpassung mehr gehabt und leide unter den zunehmenden Kosten durch Inflation, Energiepreise und mehr Lohn für die Mitarbeiter. Behrendt betonte, einige Apotheken liefen Gefahr, eine Honorarkürzung nicht zu überleben.
Auch die Apothekerkammer Saarland rechnet mit hohen Einbußen durch das GKV-Spargesetz. "Jede Apotheke verliert am Gewinn im Schnitt rund 6.500 Euro pro Jahr", sagte der Geschäftsführer der Apothekerkammer und des Apothekervereins, Carsten Wohlfeil, dem "Saarländischen Rundfunk". Für viele Apotheker sei der Beruf wirtschaftlich nicht mehr interessant. Gegenüber dem ABDA-Newsroom schätzte Wohlfeil, dass sich über 90 Prozent der Apotheken am Streik beteiligt haben. Selbst in der Haupteinkaufsstraße in Saarbrücken seien alle Apotheken geschlossen gewesen, berichtete er. Die Patientinnen und Patienten hätten fast durchweg Verständnis für die Aktion gezeigt.
Im Schleswig-Holstein gab es ebenfalls Proteste. Die Honorarkürzung stelle auch Landapotheken vor große Probleme, so der Präsident der Apothekerkammer Schleswig-Holstein, Kai Christiansen, im "NDR". Christiansen: "Diese Apotheken machen bis zu 90 Prozent ihres Umsatzes mit den Krankenkassen. Für meine Apotheke bedeutet das neue Gesetz zwischen 6.000 bis 9.000 Euro weniger Gewinn pro Jahr".
Von dieser finanziellen Größenordnung ging auch der Geschäftsführer des Hamburger Apothekervereins, Georg Zwenke, gegenüber dem "NDR" aus. Hamburger Apotheken würden 2,7 Millionen Euro weniger bekommen. Für die 375 Apotheken in der Stadt sind das durchschnittlich mehr als 7.000 Euro jedes Jahr. Auf Anfrage vom ABDA-Newsroom zeigte sich Georg Zwenke auch mit der Medienresonanz des Streiks im Norden zufrieden. Sogar in Frankreich wurde über den Streiknachmittag im Nachbarland berichtet.
In Nordrhein hatten sich der Apothekerverband (AVNR) und die Apothekerkammer (AKNR) etwas anderes einfallen lassen. Apotheken sollten als Zeichen des Protestes um 11.55 Uhr die Ladenbeleuchtung ausschalten oder runter dimmen. Mit der Aktion war der AVNR-Vorsitzende Thomas Preis sehr zufrieden, wie er gegenüber der "DAZ" berichtete. In seiner eigenen Apotheke habe er dadurch mit vielen Menschen Gespräche über die anstehenden Herausforderungen führen können.