Lieferengpässe und Apothekenschließungen: Berliner Medien berichten über Hintergründe
Zu Beginn der Erkältungswelle haben die Apotheken mit Lieferengpässen zu kämpfen, berichtete das "rbb-Inforadio" (23. Oktober 2024). Dazu wurde die stellvertretende Vorsitzende des Deutschen Apothekerverbandes (DAV), Anke Rüdinger, befragt. "Die Lieferschwierigkeiten ziehen sich im Grunde genommen durchs ganze Sortiment", sagte Rüdinger, die auch Vorsitzende des Berliner Apotheker-Vereins (BAV) ist. Es fehlten immer wieder Antibiotika, die für die aktuelle Infektionswelle wichtig seien, aber auch Medikamente, die Patienten regelmäßig einnehmen müssten - etwa gegen zu hohe Blutdruck- oder Cholesterinwerte. "Man hat den Eindruck: Es wird irgendwie nicht besser", sagt sie. Die Apotheken würden versuchen, Alternativen für die betroffenen Patienten zu finden und seien dafür im Austausch mit den Herstellern und Arztpraxen. "In der Regel finden wir Lösungen", so Rüdinger. "Aber mitunter gibt es Wirkstoffe, wo wir dann wochenlang gar nicht versorgen können."
"Man muss improvisieren", sagte auch der Vizepräsident der Apothekerkammer Berlin, Joachim Stolle, dem "Tagesspiegel" (23. Oktober 2024), und fügte hinzu: "und den Menschen beruhigen, wenn wir etwas nicht dahaben. Ihm sagen, dass wir uns kümmern." Den extra Aufwand würden die Patienten nicht mitbekommen: die Telefoniererei mit Ärzten, weil sie ein Mittel aufgeschrieben haben, das gerade nicht verfügbar sei; die Rücksprache mit Kollegen, ob sie noch eine Packung dahaben; Blister umsortieren, weil nur die kleine Größe vorrätig ist und so weiter und so weiter.
Über die wohnortnahe Versorgung mit Arzneimitteln und deren Gefährdung durch zunehmende Apothekenschließungen in Berlin berichtet auch "rbb24" (26. Oktober 2024) und greift dabei auf aktuelle Zahlen der ABDA – Bundesvereinigung Deutscher Apothekerverbände zurück. "In ganz Berlin hat seit 2013 fast jede fünfte Apotheke dichtgemacht. Und das, obwohl gleichzeitig neun Prozent mehr Menschen in der Stadt leben", heißt es in dem Online-Bericht. Zu Wort kommt auch Apotheker Max Wilke. "Ich hoffe einfach, dass es den Job und diese Branche noch lange in dieser Form geben wird. Da sehe ich schon eine Bedrohung", sagte er und bezieht sich dabei auf die Apothekenreform, die Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach (SPD) derzeit plant.