Lieferengpässe: ZAEU-Vizepräsident Arnold berät mit EU-Kommission
Die EU-Kommission will das Problem der Lieferengpässe bei Arzneimitteln gemeinsam mit europäischen Partnern lösen. Am Freitagvormittag hatten EU-Kommissionsvizepräsident Margaritis Schinas, EU-Gesundheitskommissarin Stella Kyriakides, und EU-Binnenmarktkommissar Thierry Breton zu einer Online-Konferenz eingeladen. Die Veranstaltung war der Start zu einem „Strukturierten Dialog“ zum Thema „Sichere Vertriebswege für Arzneimittel“. Ein Partner für Brüssel ist auch der Zusammenschluss der Apotheker in der Europäischen Union (ZAEU). ABDA-Vizepräsident Mathias Arnold, der auch ZAEU-Vizepräsident ist, gab in dem Meeting ein Statement ab. Arnold wies zuerst auf eine kürzlich veröffentlichte Umfrage der ZAEU hin, wonach der durch das Management von Lieferengpässen verursachte Zeitaufwand für das Apothekenpersonal europaweit im Durchschnitt bei 6,3 Stunden in der Woche liegt. An der Umfrage hatten 26 Mitgliedsstaaten der EU teilgenommen.
Brüssel will etwas tun: Die Europäische Kommission hatte Ende vergangenen Jahres ihre neue Arzneimittelstrategie vorgelegt. Dazu hatte Brüssel als ersten Schritt auch einen Dialog mit Gesundheitsorganisationen, Industrie und Behörden angekündigt. Das Ziel ist klar: Die EU-Kommission will Produktion und Investition stärker zurück nach Europa holen, um die Abhängigkeit von anderen Ländern zu reduzieren.
Ein Schritt der von der ZAEU unterstützt wird, wie Vizepräsident Mathias Arnold deutlich machte. Man begrüße die in der Pharmazeutischen Strategie für Europa skizzierten Maßnahmen zur „Verringerung der Abhängigkeit von Drittländern bei der Herstellung bestimmter empfindlicher und kritischer Arzneimittel und Chemikalien“, so Arnold. Die Rückführung der Herstellung bestimmter Arzneimittel, pharmazeutischer Wirkstoffe (APIs) und anderer kritischer Hilfsstoffe nach Europa werde jedoch eigene Herausforderungen und Risiken für die weitere Versorgung mit sich bringen, fügte er hinzu. Die ZAEU sieht zum Beispiel die Gefahr von Preiserhöhungen für einige Arzneimittel, die nur dann akzeptabel wären, wenn diese in einem angemessenen Verhältnis zu den gebotenen Garantien für die Versorgungssicherheit stünden, sagte Arnold. Der ZAEU-Vizepräsident machte deutlich, dass die Politik auf die Fähigkeiten und Stärke des pharmazeutischen Personals setzen sollte, um mit schnellen Lösungen die Versorgung der Patienten zu sichern.
Mathias Arnold sprach anschließend gegenüber dem ABDA-Newsroom von einem wichtigen Termin: „In der Corona-Krise haben sich die Lieferengpässe in Europa verschärft. Es ist wichtig, den Dialog mit der Politik zu suchen. Es gab die Möglichkeit, den Mitgliedern der EU-Kommission und Parlamentariern direkt die Probleme zu schildern. Ich denke, unsere Botschaft ist angekommen: Es muss von der Politik gehandelt werden, und zwar schnell und konsequent, aber maßvoll und intelligent. Wir als ZAEU bieten der EU-Kommission an, weiter in Kontakt zu bleiben und sie mit unserer Expertise unterstützen. Wenn man uns ruft, sind wir da. “
Die EU-Kommission will auf jeden Fall in Kontakt mit den Pharmazeuten bleiben. Die heutige Veranstaltung war nur der Anfang, weitere Online-Konferenzen sollen folgen. Die Apothekerinnen und Apotheker in Europa freuen sich auf den Dialog.