Missachtende Briefe der Krankenkassen

Zahlreiche Apotheken in Deutschland reagieren derzeit massiv verärgert auf eine neuerliche Retaxationswelle der Krankenkassen. Apothekerinnen und Apotheker aus ganz Deutschland haben der ABDA in den vergangenen Tagen gemeldet, dass die Krankenkassen derzeit insbesondere selbst hergestellte Fiebersäfte retaxieren. Heißt konkret: Die Kassen verweigern den Apotheken nicht nur das Honorar für die Herstellung, sondern auch die Auszahlung der Sachkosten. Zur Erinnerung: Insbesondere in den vergangenen Winter- und Frühlingsmonaten waren Fertigarzneimittel in den Bereichen Fiebersäfte und -zäpfchen für Kinder nur noch schwer lieferbar. Die Apotheken haben sofort reagiert, indem sie die Arzneimittel für Ihre kleinen Patientinnen und Patienten selbst herstellten. Heute – teils Monate nach der Versorgung – erhalten die Apotheken dann die bittere Nachricht, dass die Krankenkassen diesen Einsatz nicht vergüten. Die Kassen begründen ihre Haltung damit, dass auf den eingereichten Rezepten oftmals eine kleine Angabe zur Dosierung fehlt.
 
Dr. Hans-Peter Hubmann, Vorsitzender des Deutschen Apothekerverbandes, sagte dazu: „Es ist schon wirklich ein perfides Spiel, das die Krankenkassen da betreiben. Wir leben in einem System, in dem durch den Sparwahn der Krankenkassen keine Fiebersäfte für Kinder mehr lieferbar sind. Da wir unsere kleinen Patientinnen und Patienten und deren Eltern inmitten einer Erkältungswelle nicht unversorgt nach Hause gehen lassen wollten, haben wir die Fiebersäfte oft selbst hergestellt – und damit Kindern und Eltern schnell und umkompliziert weitergeholfen. Monate später erreichen uns nun Briefe, insbesondere der IKK Classic, in denen Beträge in Höhe von 20 oder 30 Euro nicht ausgezahlt werden können, weil wir vergessen haben ein Kreuz zu setzen oder die Dosierung nicht richtig angegeben haben. Dieses Verhalten beweist nicht nur, wie weit weg die Kassen-Mitarbeiterinnen und -Mitarbeiter von der täglichen Versorgung sind. Es zeigt auch, wie wenig Menschlichkeit und Wertschätzung in den rund 100 Krankenkassen dieses Landes vorhanden ist.“
 
Hubmann weiter: „Weil es für meine Kolleginnen und Kollegen so schmerzhaft ist, diese missachtenden Briefe entgegenzunehmen, bestärkt uns das erst recht in unserer politischen Arbeit: Denn in diesen Tagen diskutiert der Bundestag das Lieferengpass-Gesetz. Schon während unseres Protesttages haben wir auf die Absurdität der Nullretaxationen hingewiesen und sind damit bei einigen Politikerinnen und Politiker auf Verständnis gestoßen. Das aktuelle Beispiel der Fiebersaft-Retax-Welle aus dem IKK-Lager hilft uns bei unserer Argumentation ein gutes Stück weiter: Denn jede/r vernünftige Gesundheitspolitiker/-in erkennt, dass es hier nicht mehr um eine anständige, gute Versorgung geht, sondern nur darum, den Apotheken zu schaden.“