Preis: "Wir müssen das Apothekensterben stoppen"
ABDA-Präsident Thomas Preis hat in einem Interview mit der "Rheinische Post" (4. März) über die Erwartungen an eine neue Bundesregierung, Lieferengpässe und Impfmöglichkeiten gesprochen.
"Wir brauchen ein Sofortprogramm für Apotheken. Das von der Politik festgelegte Honorar muss erhöht und die Bürokratie reduziert werden. Wenn der Bund endlich die versicherungsfremden Leistungen, wie etwa die beitragsfreie Mitversicherung von Bürgergeld-Empfängern, übernimmt, sind gleich zehn Milliarden Euro mehr im System", so Preis. Neun von zehn Bundestagskandidaten, die man auf dem Wahlkanal "What's Apo" befragt habe, hätten gesagt, dass Apotheken in Zukunft eine größere Rolle bei der Gesundheitsprävention spielen sollten. "Zudem haben die Parteien auch die finanzielle Stärkung der Apotheken in ihren Wahlprogrammen versprochen. Wir werden sie beim Wort nehmen", betonte der ABDA-Präsident. Man müsse das Apothekensterben stoppen.
Preis brachte die Apotheken vor Ort für weitere Impfungen ins Spiel. Bislang können diese bereits gegen Corona und Influenza impfen. Der ABDA-Präsident: "Apotheker sind qualifiziert und bereit, gegen alle wesentlichen Krankheiten zu impfen - wie Tetanus, Diphtherie, FSME und Reiseimpfungen. Unser Angebot ist niedrigschwellig, das könnte die Impfquote verbessern." Deutschland liege bei den Quoten deutlich unter den Empfehlungen der Stiko und WHO.
In Sachen Lieferengpässe machte der ABDA-Präsident deutlich, dass Antibiotika-Säfte für Kinder weiterhin knapp sind. "Schon vor zwei Jahren hat der Bundesgesundheitsminister hier einen Versorgungsengpass festgestellt. Das erleichtert zwar Importe. Doch das grundlegende Probleme bleibt, dass die Hersteller nicht genug Antibiotikasäfte produzieren, weil dies für sie wenig profitabel ist.", so Preis. Zum Jahreswechsel wären knapp 500 Medikamente von Lieferengpässen betroffen gewesen, aktuell seien es wieder etwa 540. Für die Apotheken vor Ort sei das ein erheblicher Aufwand. Preis: "Sie müssen immer mehr Zeit aufbringen, um nach lieferbaren Alternativen zu suchen, Rücksprache mit dem Arzt zu nehmen und Patienten zu beraten. Auch die Kosten für Lagerhaltung und Personal werden dadurch immer größer." Auch andere Länder in Europa seien betroffen, sagt Preis. US-Präsident Trump könnte mit seinem Protektionismus die Lieferengpässe sogar noch verschärfen.