Weltapothekerverband warnt: Apotheken ohne Apotheker würde Versorgung erheblich verschlechtern

Der Weltapothekerverband FIP (Federation Internationale Pharmaceutique) warnt die deutsche Politik eindringlich davor, Apotheken ohne die ständige Aufsicht eines Apothekers oder einer Apothekerin zu erlauben. Die deutsche Politik wird aufgefordert, bei der Entscheidungsfindung die Patientenversorgung und -sicherheit in den Fokus zu stellen. Die FIP ist ein globaler Verband, der über vier Millionen Pharmazeutinnen und Pharmazeuten, pharmazeutische Wissenschaftler und pharmazeutische Ausbilder weltweit vertritt. In einem Brief unterschrieben von FIP-Präsident Paul Sinclair heißt es:

"Wir wenden uns mit diesem Schreiben an die mögliche Änderung der Politik in Deutschland, die die Abgabe von verschreibungspflichtigen Arzneimitteln (POM) ohne die Anwesenheit eines Apothekers erlauben würde. Diese Angelegenheit muss sorgfältig geprüft werden, da sie sich auf die Patientensicherheit und die Qualität der pharmazeutischen Versorgung auswirkt.
Es gibt weltweit Beispiele, in denen die Anwesenheit von Apothekern in öffentlichen Apotheken nicht gesetzlich vorgeschrieben ist, aber diese beschränken sich auf Länder mit weniger strengen Berufsvorschriften oder unzureichenden Kapazitäten an Apothekern, was in Deutschland nicht der Fall ist. Das deutsche Apothekengesetz schreibt traditionell vor, dass ein Apotheker Inhaber einer Apotheke sein muss und dass seine Anwesenheit in der Apotheke eine strenge Überwachung und Qualität der Versorgung gewährleistet. Bei verschreibungspflichtigen Arzneimitteln handelt es sich nicht um normale Handelswaren, sondern um hochwirksame, streng regulierte Präparate, die nur unter strenger, fachlicher Aufsicht eines Apothekers abgegeben werden sollten. Wo immer verschreibungspflichtige Arzneimittel abgegeben werden, muss ein Apotheker anwesend sein.

Die Beweislage ist eindeutig. Die Zulassung der Abgabe von verschreibungspflichtigen Arzneimitteln ohne Aufsicht durch einen Apotheker könnte zu einer erheblichen Verschlechterung der Qualität des Apothekenbetriebs und der Standards der Patientenversorgung führen. Es könnte direkt dazu führen, dass Apotheken zu reinen Einzelhandelsgeschäften werden, da die kritische klinische Beurteilung, die Apotheker bei der Abgabe von verschreibungspflichtigen Arzneimitteln abgeben, wegfällt. Dazu gehören der verantwortungsvolle Umgang mit Medikamenten, das Erkennen von Wechselwirkungen mit anderen Arzneimitteln oder Lebensmitteln und die Bereitstellung therapeutischer Substitutionen, falls erforderlich."