Nacht- und Notdienst
Krankheit und Schmerzen kommen meist plötzlich. Sie richten sich nicht nach Terminkalendern oder Ladenschlusszeiten. Deshalb müssen Apotheken 365 Tage im Jahr als Ansprechpartner in Notsituationen erreichbar sein, auch nachts, am Wochenende oder an Feiertagen. Die Dienstbereitschaft rund um die Uhr ist mehr als nur ein gesetzlicher Auftrag. Als Gemeinwohlverpflichtung entspricht sie dem ethischen Anspruch der Apotheker als Heilberufler, die sich damit von allen anderen denkbaren Vertriebswegen für Arzneimittel unterscheiden.Die Planung und Einteilung der Nacht und Notdienste ist ein komplexer Prozess, für den die Landesapothekerkammern verantwortlich sind. Dabei sind zwei Herausforderungen gleichzeitig zu meistern: Zum einen müssen die Dienste entsprechend der regionalen Gegebenheiten so auf die Betriebe verteilt werden, dass Notdienst-Apotheken überall in Deutschland in akzeptabler Entfernung erreichbar sind. Zum anderen muss versucht werden, eine Überbeanspruchung einzelner Betriebe zu vermeiden. Die Distanz zur nächsten Notdienst-Apotheke kann deshalb je nach Bevölkerungsdichte, Landschafts und Siedlungsstruktur sowie Apothekendichte variieren. Auf dem Land sind die Wege naturgemäß etwas länger, obwohl die Apotheken dort öfter Notdienste übernehmen. Während eine Apotheke in München etwa 14 solcher Dienste im Jahr hat, sind es im ländlichen Rothenburg über 70.
Die Parameter zur Einteilung sind vielfältig. Sich dabei räumlich vorwiegend an ärztlichen Notfallpraxen und Notfallambulanzen von Krankenhäusern zu orientieren, wäre viel zu kurz gesprungen. Denn etwa jeder zweite Patient, der eine Notdienst-Apotheke aufsucht, kommt direkt dorthin, ohne zuvor beim ärztlichen Notdienst gewesen zu sein, auch und gerade, weil er die Apotheke schnell erreichen kann. Die Apothekerkammern nutzen deshalb in der Regel eine spezielle Software, um die Notdienste zu organisieren. Auf Grundlage von Daten, die stets aktuell in das System eingepflegt werden müssen, berechnet sie den flächendeckenden Notdienstplan der Apotheken.
Egal ob Silvester oder Weihnachtsabend, jede Nacht sind 1.300 der fast 19.000 Apotheken wechselnd im Dienst, damit der Bevölkerung in akzeptabler Entfernung eine dienstbereite Apotheke zur Verfügung steht. Eine halbe Million Nacht und Notdienste kommen so jährlich zusammen. Neben der Notfallaufnahme der Krankenhäuser und dem ärztlichen Bereitschaftsdienst sind Apotheken vor Ort eine wichtige Säule in der medizinisch-pharmazeutischen Notfallversorgung. Nur durch die ständige Überallverfügbarkeit des Arzneimittels wird eine schnelle und wirksame Therapie von Krankheiten möglich. Der Apotheken-Notdienst wird in Umfragen deshalb stets zu den unverzichtbaren Infrastruktur-Services gezählt. Etwa jeder vierte Deutsche hat in den letzten fünf Jahren mindestens einmal eine Notdienst-Apotheke aufgesucht, 20.000 Menschen sind es jede Nacht. Insgesamt geben die Apotheken im Notdienst mehr als sieben Millionen Arzneimittel pro Jahr an ihre Patienten ab. Besonders für Familien ist er wichtig. Etwa bei jedem dritten Besuch werden Arzneimittel für Kinder benötigt.
Weitere Informationen
Apothekennotdienstfinder 22833 auf aponet.de
116117 - Ärztlicher Bereitschaftsdienst der Kassenärztlichen Bundesvereinigung (KBV)
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