Drogenersatztherapie

Wer von der Drogensucht loskommen will, braucht Unterstützung, denn die Abhängigkeit ist schwer zu überwinden, vor allem wenn neben der psychischen auch eine physische Abhängigkeit besteht. Typisch sind dann starke Entzugserscheinungen, die sich in Krämpfen, Durchfall, Herzrasen, Schlaflosigkeit, Fieber und Schüttelfrost äußern können. Bei einem geordneten, ärztlich begleiteten Entzug durchlaufen Suchtpatienten deshalb sowohl eine psychologische Therapie als auch eine Substitutionstherapie. Dabei erhalten sie einen Ersatzstoff, dessen Dosis langsam zurückgefahren wird, bis die Entzugssymptome überwunden sind. Opioidabhängig sind in Deutschland mehr als 150.000 Menschen. Knapp 80.000 von ihnen sind in einer Therapie.

Auch die bei der Drogenersatztherapie eingesetzten Wirkstoffe sind Betäubungsmittel. Am bekanntesten ist der Heroin­-Ersatzstoff, ein vollsynthetisches Opioid. Genaue Dosierung und Darreichung müssen für jeden Patienten ärztlich festgelegt und oft kurzfristig angepasst werden. Apotheken sind in die Substitutionsversorgung eng eingebunden. Einige Patienten bekommen einzeln dosierte Fertigarzneimittel in Tablettenform. Für andere werden Methadonlösungen als Rezepturarzneimittel hergestellt. Etwa zweieinhalb Millionen solcher Zubereitungen fertigen Apotheken jedes Jahr an. In jedem Fall müssen sie sicherstellen, dass die Patienten ihre Medikamente strikt nach Plan verfügbar haben und anwenden: In manchen Fällen muss das Medikament direkt vor den Augen des Apothekers eingenommen werden (Sichtbezug), in anderen darf der Patient den Bedarf für wenige Tage mit nach Hause nehmen (Take­-home­-Verordnung). Die lückenlose Versorgung an Wochenenden und Feiertagen bedarf einer besonders engen Abstimmung zwischen Arzt und Apotheker. Die Betreuung dieses Patientenkreises verlangt von der Apotheke vor Ort also viel Engagement und Flexibilität. Die Leitlinie „Herstellung und Abgabe der Betäubungsmittel zur Opioidsubstitution“ der Bundesapothekerkammer gibt eine wertvolle Hilfestellung dabei.

Eine ambulante Substitutionstherapie ist aufwendig und funktioniert nur, wenn Arzt und Apotheke wohnortnah zur Verfügung stehen. Doch der Aufwand lohnt sich, denn Drogenersatz stellt für viele Suchtkranke die einzige Chance dar, dem Teufelskreis von Drogenkonsum und Beschaffungskriminalität zu entkommen, einer Arbeit nachgehen oder sich um ihre Kinder kümmern zu können. Die kurz­ und mittelfristige Wirksamkeit und Sicherheit einer auf Dauer angelegten Substitutionsbehandlung sind erwiesen. Die PREMOS­-Studie (Predictors, Moderators and Outcomes of Substitution Treatment) im Auftrag des Bundesministeriums für Gesundheit belegt, dass dadurch Drogenkonsum verringert, der Gesundheitszustand und die Lebenserwartung der Betroffenen verbessert und vielen der Weg zurück in die Gesellschaft eröffnet werden.