Wissensmanagement

Apotheker sind zwar „die“ Spezialisten für Arzneimittelfragen, können aber bei zehntausenden Arzneimitteln und unzähligen Patientenmerkmalen die resultierenden Risikokombinationen dennoch kaum alle im Kopf haben. Für die IT-­gestützte Erkennung, Bewertung und Lösung arzneimittelbezogener Probleme nutzen die Apotheken die „ABDA-­Datenbank“, ein Informationssystem von ABDATA Pharma-Daten-­Service, das deutschlandweit einheitlich in allen öffentlichen Apotheken verfügbar ist.

Es bietet wertvolle digitale Unterstützung in der persönlichen Arzneimittelberatung. Abgestufte Meldungen warnen, welche Arzneimittel besser nicht miteinander kombiniert werden sollten bzw. was bei gleichzeitiger Gabe zu beachten ist. Für die Apotheken ist die ABDA-­Datenbank das wissenschaftliche Rückgrat in der Beratung von Patienten und Arztpraxen. Mit ihr können unerwünschte Wirkungen von Arzneimitteln schon vor der Anwendung erkannt und verhindert werden. Auch Krankenhäuser und Arztpraxen nutzen mittlerweile vielfach diese Informationen. Das Problem beim Betrieb solcher Datenbanken ist die Aktualität. Die Schwierigkeit ist nicht das einmalige Speichern der Daten, sondern ihre ständige Überarbeitung. Mehr als 40 pharmazeutische Fachkräfte arbeiten das ganze Jahr daran, die weltweit verfügbaren Informationen zu allen in Deutschland zugelassenen Fertigarzneimitteln und vielen weiteren, in Apotheken vertriebenen Artikeln zu sammeln, zu bewerten und in dieses System einzuspeisen.

Das verlangt nicht nur Fachwissen, sondern auch ein hohes Maß an Verantwortungsbewusstsein. Informationen zu internationalen Arzneimitteln, Neuentwicklungen und Zulassungen in anderen Ländern werden ebenso zur Verfügung gestellt wie wichtige Mitteilungen der Bundesbehörden oder der Arzneimittelkommission. Ergänzend stehen neben Fach­ und Gebrauchsinformationen, Fotos der einzelnen Fertigarzneimittel und ihren beschreibenden Merkmalen auch ausführliche Informationen zu Teilbarkeit, Sondengängigkeit sowie spezielle Verabreichungshinweise zur Verfügung. Inzwischen können Apotheken auf mehr als 9.000 Fertigarzneimittel-­Abbildungen, etwa 17.000 Fach­ und 19.000 Gebrauchsinformationen zugreifen. Alle Informationsinhalte werden kontinuierlich aktualisiert und fortentwickelt. Regelupdates erfolgen 14­tägig, wichtige Meldungen zur Arzneimittelsicherheit stehen bei Bedarf sogar mehrmals täglich zur Verfügung. Die zielgerichteten Informationen lassen sich unmittelbar und schnell in die Beratung und Arzneimittelabgabe einbinden – so schnell, dass der Patient in der Regel überhaupt nichts davon bemerkt. Auf dem Weg hin zu einer patientenzentrierten und individuellen Beratung geht man noch einen Schritt weiter: Alle wichtigen Arzneimittelinformationen und Risikoprüfungen stehen auch in einer patientengerechten Version, d. h. in laienverständlichen Texten, zur Verfügung. Eingebunden in die Apothekensoftware ermöglichen die Laiendaten eine gemeinsame Sprachebene für Apotheker und Patienten – ein weiterer Beitrag zu mehr Arzneimitteltherapiesicherheit.

Viele Menschen haben eine Stammapotheke, vor allem wenn sie chronisch erkrankt sind. Neun von zehn Patienten, die regelmäßig mindestens drei Arzneimittel einnehmen, gehen immer in dieselbe Apotheke. Dort lösen sie sämtliche Rezepte von Haus­ und Fachärzten ein und kaufen ihre rezeptfreien Arzneimittel. Stammkunden teilen ihre Lebensumstände und Alltagserlebnisse mit dem Apothekenteam. Die Stammapotheke kennt ihre Patienten, weiß um Allergien oder andere Besonderheiten und hat in der Regel genauere Informationen über ihre Gesamtmedikation als der einzelne Haus­ oder Facharzt.

Doch wie kann eine Apotheke bei mehreren Tausend Kunden hier den Überblick behalten? Wie kann sie ihr Wissen über jeden einzelnen Patienten bündeln und es in dessen Interesse nutzen? Lange bevor im Gesundheitswesen von Telematik-­Infrastruktur, elektronischem Medikationsplan oder elektronischer Patientenakte die Rede war, haben Apotheken begonnen, dafür ebenso einfache wie effiziente Lösungen zu entwickeln.

Stammapotheken führen Patientenkonten in ihrer Software. Der „Schlüssel“ zu diesem Konto ist oft eine Kunden­ oder Patientenkarte, die der Patient von seiner Apotheke erhält. Voraussetzung dafür ist natürlich das Einverständnis des Patienten und seine Unterschrift unter einer entsprechenden Datenschutzerklärung. Über das Konto können neben der Medikation weitere wichtige Informationen, z. B. zu chronischen Erkrankungen oder Allergien, abgerufen werden. Kommen neue Arzneimittel zur Medikation hinzu, kann das Patientenkonto direkt am Kassenterminal aktualisiert werden, ohne dass der Patient eine Verzögerung wahrnimmt.

Die Patientenkonten der Stammapotheke unterstützen die bestmögliche Beratung des Patienten und machen es einfacher, unerwünschte Wechselwirkungen von Medikamenten zu vermeiden. So wird jedes Medikament, das der Patient in der Apotheke erhält, automatisch mit den Daten des Kontos und einer deutschlandweit in allen Apotheken verwendeten Arzneimitteldatenbank abgeglichen. Mögliche Wechselwirkungen, Unverträglichkeiten oder auch individuelle Warnhinweise für Allergiker oder chronisch Kranke werden sofort angezeigt und können vom Apotheker auf ihre Relevanz hin beurteilt werden. Oft reicht ein Hinweis, z. B. auf den Einnahmezeitpunkt, um ein Problem zu vermeiden. Es kann aber auch notwendig sein, durch eine Rücksprache mit dem Arzt die Medikation anzupassen und das Rezept entsprechend zu ändern. So werden Probleme schnell und unkompliziert gelöst – oftmals ohne dass der Patient große Notiz davon nimmt.

Die gespeicherte Medikationshistorie ist besonders hilfreich, wenn es um eine klassische Patientenfrage an den Apotheker geht: „Wie hießen doch noch einmal die grünen Tabletten, die mir vor einem Jahr so gut geholfen haben?“ Übrigens gibt es dazu in den Apotheken tatsächlich eine Bilddatenbank, in der Arzneimittel nach Größe, Form und Farbe gesucht werden können. Das Patientenkonto erlaubt auch einige weitere Services, die Patienten besonders schätzen: So kann eine etwaige Bescheinigung der Krankenkasse zur Zuzahlungsbefreiung im Konto erfasst werden und muss nicht mehr bei jedem Apothekenbesuch vorgelegt werden. Gern weisen die Apotheken ihre Patienten recht­zeitig darauf hin, wenn eine neue Bescheinigung beantragt werden muss. Der dazu notwendige Beleg über die vom Patienten bereits geleisteten Zuzahlungen kann mit der Software „per Knopfdruck“ erstellt werden. Auch eine Sammelquittung über alle Arzneimittelbezüge aus dem abgelaufenen Kalenderjahr, zum Beispiel für die Anerkennung von Arzneimittelausgaben bei Krankenkasse oder Finanzamt, ist schnell ausgestellt.

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