13/13 Information: Schwere hämolytische Reaktionen nach i.v. Gabe von Immunglobulinen
InformationenSchwere hämolytische Reaktionen nach i.v. Gabe von Immunglobulinen AMK / Die AkdÄ informiert in einer Drug Safety Mail über das Risiko schwerer hämolytischer Reaktionen nach intravenöser Gabe von Immunglobulinen (IVIG). Diese Arzneimittel sind zugelassen zur Substitutionsbehandlung bei Störungen der Antikörperbildung (beispielsweise bei chronisch lymphatischer Leukämie, Multiplem Myelom), zur Immunmodulation bei Autoimmunerkrankungen (beispielsweise bei Immunthrombozytopenie, Guillain-Barré-Syndrom) und werden bei weiteren Erkrankungen „off-label“ angewendet [1,2]. Das seltene Auftreten hämolytischer Reaktionen ist lange bekannt und in den Produktinformationen als Nebenwirkung aufgeführt [3,4]. Hämolytische Reaktionen sind charakterisiert durch klinische Symtome einer hämolytischen Anämie (Müdigkeit, Schwäche, Schwindel, Kopfschmerzen, Herzrasen, Ohrensausen, Atemnot oder Ikterus), durch laborchemische Veränderungen (Anstieg der Lactatdehydrogenase und des indirekten Bilirubins im Serum, Abfall des Hämoglobins und Haptoglobins) und hämatologische Zeichen (zum Beispiel Retikulozytose, Coombs-Test positiv) [1]. Nachdem das PEI im Jahr 2012 über vermehrte Meldungen zu schweren hämolytischen Reaktionen nach intravenöser Gabe von IVIG, insbesondere bei neueren Produkten (zum Beispiel Privigen®), berichtet hat [5], ist ein zusätzlicher Warnhinweis in die Produktinformationen dieser Präparate aufgenommen. Als Verursacher der unerwünschten Hämolysereaktionen werden Antikörper gegen Blutgruppenantigene (Isoagglutinine) vermutet. Höhere Titer an Isoagglutininen wie Anti-A- und Anti-B-Immunglobulin G sind durch den Herstellungsprozess bedingt in einigen IVIG-Präparaten enthalten und werden im Zusammenhang mit dem vermehrten Auftreten schwerer Hämolysereaktionen diskutiert.
Folgende Faktoren begünstigen nach derzeitiger Auffassung das Risiko:
• Patienten mit den Blutgruppen: A, B oder AB
• höhere Einzel- oder Kumulativdosis des IVIG (> 1 g/kg KG innerhalb von 1 bis 5 aufeinanderfolgenden Tagen)
• gleichzeitige Aktivierung des Immunsystems (z. B. bei akuter oder chronischer Entzündung, nach Transplantation).
Besonders bei Vorliegen von Risikofaktoren sollte auf die genannten klinischen Zeichen einer hämolytischen Anämie sowie auf Veränderungen des Blutbildes und von Laborparametern geachtet werden. Dabei gilt es zu bedenken, dass hämolytische Reaktionen bis zu 6 Tage nach IVIG-Gabe auftreten können. Die AkdÄ verweist in ihrer Meldung auf Empfehlungen einzelner Autoren, bei Risikopatienten IVIG-Chargen mit einem Anti-A-Titer > 1:16 nicht zu verwenden und die Verträglichkeit einzelner Chargen mittels Cross-matching zu testen.
Die AMK bittet Apotheken, Verdachtsfälle unerwünschter Arzneimittelwirkungen, die im Zusammenhang mit der intravenösen Applikation von Immunglobulinen beobachtet werden, an das Paul-Ehrlich-Institut (www.pei.de) oder auch an die AMK (www.arzneimittelkommission.de) zu melden. / Quellen
[1] AkdÄ; Drug Safety Mail Nr. 16/2013: Meldungen von schweren hämolytischen Reaktionen nach intravenöser Gabe von Immunglobulinen. (21. März 2013)
[2] Bundesärztekammer: Querschnitts-Leitlinien (BÄK) zur Therapie mit Blutkomponenten und Plasmaderivaten. 4. Auflage; Berlin (2008)
[3] Biotest Pharma GmbH; Fachinformation Pentaglobin® 50 mg/ml
Infusionslösung (Stand: Juni 2011)
[4] CSL Behring GmbH; Fachinformation Privigen® 100 mg/ml Infusionslösung (Stand: März 2012)
[5] Funk, M., Lohmann, A., Keller-Stanislawski, B.; Erhöhte Melderate von schweren hämolytischen Reaktionen nach der intravenösen Gabe von Immunglobulinen. Bulletin zur Arzneimittelsicherheit Nr. 2 (2012) Seite 15 -17