25/13 Information: Lymphozytopenie unter Fumaderm® – Manifestation einer Nokardiose

Information Lymphozytopenie unter Fumaderm® – Manifestation einer Nokardiose AMK / Die AkdÄ berichtet über einen Patienten, der unter Fumaderm® Tabletten (Salze von Fumarsäure-Estern) zur Therapie seiner Psoriasis eine opportunistische Infektion mit Nokardien erlitt. Die Ursache hierfür ist wahrscheinlich eine Fumaderm®-induzierte Lymphozytopenie (1). Der 42-jährige Patient wurde über einen Zeitraum von 6 Jahren mit Fumaderm® in einer Dosis von bis zu 720 mg (empfohlene Höchstdosis) behandelt. Seit Mitte 2010 hatte er rezidivierende Pneumonien, die nach Versagen einer Antibiotikatherapie mit Amoxicillin ambulant mit Levofloxacin weiterbehandelt wurden. Im August 2011 erfolgte auf Grund von Fieberschüben und einer Verschlechterung des Allgemeinzustandes die stationäre Aufnahme. Laboruntersuchungen ergaben erhöhte Entzündungsparameter (CRP = 29,4 mg/dl, Leukozyten = 14200/µl) sowie ein pathologisches Differentialblutbild in Form einer ausgeprägten Lymphozytopenie (630 Lymphozyten/µl). Die CD4-positiven Lymphozyten waren deutlich vermindert, eine HIV-Infektion konnte differentialdiagnostisch als Ursache ausgeschlossen werden, worauf Fumaderm® abgesetzt wurde. Im Rahmen weiterer Untersuchungen konnten mittels bildgebender Verfahren Infiltrate in der Lunge und ein präperitonealer Abszess in der Bauchwand dargestellt werden. Hierauf erfolgte eine Therapie mit Moxifloxacin und Imipenem/Cilastatin. Aus dem Abszess in der Bauchwand konnten Nokardien - stäbchenförmige, grampositive Bakterien, die als Erreger meist über die Lunge aufgenommen werden und vorwiegend bei Immunsupprimierten vorkommen - mikrobiologisch isoliert werden. Die Therapie wurde daraufhin um Amikacin antibiogrammgerecht erweitert. Bei der Suche nach weiteren Infektionsherden ergab eine MRT des Kopfes zusätzlich einen 14 mm großen Hirnabszess, der jedoch keiner neurochirurgischen Versorgung bedurfte. Nach dem stationären Aufenthalt wurde die Therapie ambulant mit Cotrimoxazol für sechs Monate fortgesetzt. Bis auf den Hirnabszess, der noch persistierte, konnten die anderen Infektionsherde zurückgedrängt werden und die Lymphozytenzahl stieg wieder an. Die Behandlung der Psoriasis erfolgte mit lokal anzuwendenden Antipsoriatika. Lymphozytopenien zählen, neben Flush und vor allem Durchfällen, zu den häufigsten Nebenwirkungen einer Behandlung mit Fumaderm®. Laut Fachinformation treten leichte Formen einer Lymphozytopenie in bis zu 50 % und schwere Formen (< 500 Lymphozyten/µl) zu etwa 3 % bei den Behandelten auf (2). Die AkdÄ verweist in diesem Zusammenhang auch auf Fallberichte über ein reversibles Kaposi-Sarkom sowie über progressive multifokale Leukenzephalopathien (PML), die sich auf dem Boden ausgeprägter Lymphozytopenien entwickelten. Zusammenfassend ist zu beachten, dass es unter einer Therapie mit Fumaderm® zu einer ausgeprägten Immunsuppression kommen kann, die opportunistische Infektionen mit schwerem Verlauf nach sich ziehen kann. Die AkdÄ empfiehlt deshalb, Patienten innerhalb der ersten drei Monate der Therapie mit Fumaderm® im Abstand von zwei Wochen mittels Differentialblutbild zu überwachen und im Falle einer schweren Lymphozytopenie oder einer bedrohlichen Infektion Fumaderm® sofort abzusetzen. Bitte melden Sie alle unerwünschten Arzneimittelwirkungen, einschließlich Verdachtsfälle von opportunistischen Infektionen, die möglicherweise mit der Einnahme von Fumarsäure-Estern in Verbindung stehen, an die AMK (www.arzneimittelkommission.de). / Quellen: (1) AkdÄ; Aus der UAW-Datenbank: Nokardiose bei Lymphopenie durch Fumaderm®. Dtsch. Ärztebl. 110 (23-24) 2013, A1220 oder unter www.akdae.de/Arzneimittelsicherheit/Bekanntgaben/Archiv/2013/20130610.html. (2) Biogen Idec GmbH; Fachinformation Fumaderm® initial/Fumaderm® (Stand Februar 2009)