30/13 Information: Pyrrolizidinalkaloide in Kräutertees und Tees

InformationPyrrolizidinalkaloide in Kräutertees und Tees Das Bundesinstitut für Risikobewertung (BfR) hat die Ergebnisse einer Studie zum Gehalt von 1,2-ungesättigten Pyrrolizidinalkaloiden in Teeprodukten veröffentlicht (1). In einer nicht repräsentativen Stichprobe wurden 184 handelsübliche Tee- und Kräuterteeproben wie auch 37 Teedrogen aus Apotheken auf den Gehalt verschiedener 1,2-ungesättigter Pyrrolizidinalkaloide (PA) hin untersucht. PA dieses Typs werden in der Leber anteilig zu toxischen Pyrrolestern verstoffwechselt, die als reaktive Alkylantien hepatotoxisch und kanzerogen wirken. Entgegen früheren Annahmen muss davon ausgegangen werden, dass PA bei der Teezubereitung fast vollständig extrahiert werden. Vor diesem Hintergrund wurde vom früheren Bundesgesundheitsamt für PA-haltige Arzneimittel die höchstzulässige Exposition bei bestimmungsgemäßem Gebrauch und innerer Anwendung auf einen Grenzwert von 1 µg PA pro Tag festgelegt (2). Die AMK hatte hierzu und über die Abgabe von PA-haltigen Drogen im Handverkauf informiert (3,4). Gegenstand der aktuellen Untersuchung des BfR waren, neben Kräutertee, Babyfencheltee, Fencheltee, Kamillentee, Pfefferminztee, Brennnesseltee und Melissentee, kleinere Proben von Roibuschtee, grünem und schwarzem Tee. Die vom BfR ermittelte Spanne an (Gesamt-)PA-Gehalten schwankte erheblich zwischen 0-3430 µg/kg Trockengewicht Tee. Dabei wurden sowohl zwischen verschiedenen Produkten einer Teesorte wie auch zwischen den verschiedenen Sorten große Unterschiede festgestellt. So lagen die mittleren und maximal gemessenen Gehalte bei Fencheltees ungefähr zwei Drittel niedriger als bei Kamillentees. Bei den vom BfR untersuchten Produkten handelt es sich vorwiegend um Lebensmittel, jedoch befanden sich unter den auffälligen Proben auch Teedrogen, die als Arzneimittel auf dem Markt sind.
Gegenwärtig ist völlig unklar, wodurch die erhöhten Gehalte und die Schwankungen zu erklären sind. Unter Berücksichtigung des zu erwartenden Verzehrs hat das BfR eine vorläufige Risikoabschätzung vorgenommen. Für Erwachsene und Kinder gleichermaßen ist bei einem kurzfristigen Konsum (<14 Tage) belasteter Tees nicht mit einer Gesundheitsgefährdung zu rechnen. Für die langfristige Anwendung können sich aufgrund der teilweise stark unterschiedlichen Gehalte an PA große Unterschiede im Ausmaß der Anwender-Exposition ergeben. Es kann daher derzeit nicht ausgeschlossen werden, dass bei fortlaufend hohem Teekonsum eines Produktes mit hohem PA-Gehalt, ein erhöhtes gesundheitliches Risiko insbesondere für Kinder, Schwangere und Stillende gegeben ist. Die Behörden sind über die Studienergebnisse informiert und diskutieren über entsprechende Maßnahmen. Das BfR rät gegenwärtig dazu, durch einen regelmäßigen Wechsel der konsumierten Produkte und Sorten, das individuelle Risiko einer einseitigen Belastung mit verschiedenen gesundheitsgefährdenden Stoffen zu senken. Schwangeren, Kindern und Stillenden wird empfohlen, den Kräutertee- und Tee-Konsum einzuschränken und die Einnahme mit anderen Getränken abzuwechseln (1). Gegenwärtig ist geplant, den PA-Gehalt speziell von Arzneimitteln zu untersuchen. Sobald weitere Erkenntnisse vorliegen, wird die AMK erneut zu der Thematik informieren. Quellen:
1) Bundesinstitut für Risikobewertung; Pressemitteilung 18/2013: Gehalte an Pyrrolizidinalkaloiden in Kräutertees und Tees sind zu hoch. unter www.bfr.bund.de (Pressemitteilungen 2013, 15. Juli 2013) und Stellungnahme 018/2013 des BfR: Pyrrolizidinalkaloide in Kräutertees und Tees. unter www.bfr.bund.de/cm/343/pyrrolizidinalkaloide-in-kraeutertees-und-tees.pdf (5. Juli 2013)
2) Bundesgesundheitsamt; Pyrrolizidin-Alkaloide, Stufe II Abwehr von Arzneimittelrisiken. Bekanntmachung über die Zulassung und Registrierung von Arzneimitteln, Bescheid vom 5. Juni 1992, Bundesanzeiger Nr. 111, S. 4805 vom 17. Juni1992.
3) AMK Meldung, Huflattichblätter zur Anwendung als Teeaufguss: Vorinformation Pharm. Ztg. Nr. 28 vom 10. Juli 2001
4) AMK Meldung, Pyrrolizidinalkaloid-haltige Drogen im Handverkauf, Pharm. Ztg. Nr. 46 vom 13. November 2001