Akute psychotische Reaktion nach Amoxicillin/Clavulansäure

Die Arzneimittelkommission der deutschen Ärzteschaft (AdkÄ) weist in einer Drug Safety Mail vom 6. Januar 2009 auf den Fallbericht einer 55jährigen Patientin im British Medical Journal (BMJ) hin, die unter der Verdachtsdiagnose einer Pneumonie Amoxicillin/Clavulansäure erhielt.

Nach einer ersten Dosis von 375 mg wurde die Patientin innerhalb von zwei Stunden desorientiert und verwirrt. Nach erneuter Gabe von 750 mg Amoxicillin/Clavulansäure entwickelte die Frau ein agitiertes Bild mit optischen Halluzinationen, Verfolgungswahn und Sprachstörungen.

Nach der Behandlung mit Haloperidol und Midazolam verschwanden die Symptome. Eine psychiatrische Grunderkrankung konnte nicht festgestellt werden, so dass die Diagnose einer medikamenteninduzierten Psychose gestellt wurde. Älteren Krankenakten ließ sich entnehmen, dass diese Patientin nach einer Einzeldosis Amoxicillin/Clavulansäure zur perioperativen Prophylaxe schon einst Halluzinationen entwickelt hatte.

Das deutsche Spontanmeldesystem (gemeinsame Datenbank von AdkÄ und Bundesinstitut für Arzneimittel und Medizinprodukte) verzeichnet insgesamt 516 Verdachtsfälle auf unerwünschte Arzneimittelwirkungen (UAW) nach Gabe der Kombination von Amoxicillin/Clavulansäure. In 22 Fällen (4,3 %) werden psychiatrische Symptome genannt. Da man in der britischen UAW-Datenbank zu Amoxicillin als Monosubstanz ähnliche Berichte über psychiatrische Nebenwirkungen findet wie zur Kombination mit Clavulansäure, gehen die Autoren des Fallberichtes im British Medical Journal davon aus, dass Amoxicillin und nicht Clavulansäure ursächlich für die Symptomatik der Patientin ist. Auch in der deutschen Datenbank findet man Berichte über psychiatrische Nebenwirkungen nach Amoxicillin. Bei insgesamt 978 Verdachtsmeldungen wird in 51 Fällen (5,2 %) von psychiatrischen Symptomen berichtet.

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PZ 03/09