Akute schwere Atemnot nach Tamsulosin (aus der UAW-Datenbank der AkdÄ)
Die Arzneimittelkommission der deutschen Ärzteschaft (AkdÄ) weist am 15. Juni 2007 auf akute schwere Atemnot nach Gabe des Alpha-1-Rezeptorenblockers Tamsulosin in retardierter Form (Alna® Ocas®) hin. Alpha-1-Blocker wirken durch Relaxation der glatten Muskulatur in der Prostata, im prostatischen Teil der Harnröhre und im Bereich des Blasenhalses.
Im Jahre 2005 wurden 132 Mill. DDD von Tamsulosin verordnet. Unterschiede in den Nebenwirkungsprofilen finden sich bei den vier Alpha-1-Rezeptorenblocker Doxazosin, Terazosin, Alfuzosin und Tamsulosin in kontrollierten klinischen Studien und der täglichen Praxis nicht. Als wichtigste unerwünschte Arzneimittelwirkung gilt die auf dem Wirkmechanismus beruhende Blutdrucksenkung.
Im vorliegenden Fall wird von einem 66jährigen Mann berichtet, bei dem es sieben Stunden nach erstmaliger Einnahme von 0,4 mg Tamsulosin zu einer als schwer empfundenen Atemnot kam. Eine Reexposition fand nicht statt. Als Ursache könnte sowohl eine Obstruktion der oberen als auch der unteren Luftwege oder möglicher-weise eine starke Blutdrucksenkung in Frage kommen.
Im deutschen Spontanmeldesystem (gemeinsame Datenbank von AkdÄ und BfArM) sind derzeit 218 UAW-Verdachtsfälle zu Tamsulosin gemeldet, davon beziehen sich 10 % auf Symptome des Respirationstraktes. In der DrugDex-Datenbank werden Befunde an den oberen Luftwegen nach Tamsulosin recht häufig angeführt: Rhinitis (13-18 %), Pharyngitis (5-6 %), Sinusitis (2-4 %) und Husten (3-4 %). Die AkdÄ weist auf die im Zuge der Verlängerung der arzneimittelrechtlichen Zulassung erfolgte Überarbeitung der Fachinformationen von Tamsulosin-haltigen Fertigarzneimitteln hin, die jetzt auch die UAW ?Atemnot? enthalten müssen.
Wir hatten bereits auf diese UAW im Zusammenhang mit 5 Meldungen aus Apotheken zu Tamsulosin hingewiesen und die derzeit noch uneinheitlichen Gebrauchs-informationen erwähnt, die nur bei einem Hersteller explizit ?Atemnot? aufführen (siehe PZ 12/2007).
PZ 25/07