Codeinhaltige Tropfen, manipulierte Packungen

In letzter Zeit erhalten wir relativ häufig Codein-haltige Tropfenpräparate zur Überprüfung, die in der Regel von Patienten in die Apotheke zurückgebracht wurden. Patienten beanstanden diese Präparate als ?wirkungslos? und fordern Ersatz.

Bevor in der Apotheke irrtümlich bereitwillig Ersatz geleistet wird, ist eine aufmerksame Prüfung dieser Präparate dringend notwendig, da sie vielfach auf Grund von Missbrauchsverhalten manipuliert worden sind. Ein Verdacht auf Missbrauch liegt häufig dann vor, wenn die Präparate

  • eine Minder- oder Überfüllung aufweisen,
  • Trübungen oder Ausfällungen zeigen,
  • einen veränderten Geschmack oder Geruch haben.

Analytische Untersuchungen im Zentrallaboratorium Deutscher Apotheker haben bei dieser Art von Beanstandungen regelmäßig gezeigt, dass die reklamierten Tropflösungen bestenfalls nur noch Spuren des Wirkstoffes enthielten. Die entsprechenden Rückstellmuster dieser Chargen entsprachen dagegen laut Hersteller jeweils den Spezifikationen.

Die Befunde lassen sich nur erklären, wenn man eine Manipulation der Arzneimittel auf dem Vertriebsweg oder beim Patienten annimmt. Dabei wird die Codein-haltige Lösung entnommen, durch Wasser ersetzt und anschließend in der Apotheke reklamiert. Da es sich bei Codein um ein Opioid handelt, geeignet zur Unterdrückung von Abstinenzerscheinungen bei Morphin- beziehungsweise Heroin-Abhängigen, scheint diese Erklärung sehr naheliegend.

Die Arzneimittelkommission bittet alle Kollegen um besondere Aufmerksamkeit und gegebenenfalls um Einsendung des betreffenden Präparates. Bei nicht namentlich bekannten Kunden empfiehlt es sich, die Personalien und den verordnenden Arzt zu erfragen, um nach Klärung des Falles Kontakt aufnehmen zu können. Keinesfalls sollte ohne entsprechende Rückfragen Ersatz geleistet werden.

PZ 33/06