Darmperforation unter Bevacizumab (Aus der UAW-Datenbank)

Die Arzneimittelkommission der deutschen Ärzteschaft (AkdÄ) weist in einer Drug Safety Mail vom 23. Januar 2009 auf den Fallbericht einer 46-jährigen Patientin mit einem intrapulmonal metastasierten nicht kleinzelligen Bronchialkarzinom hin, die nach Gabe von Carboplatin, Gemcitabin und Bevacizumab zunehmend Bauchschmerzen und Übelkeit entwickelte. Sechs Tage nach der Therapie wurde sie mit den klinischen Zeichen eines akuten Abdomens in die Chirurgie übernommen.  Bei einer notfallmäßigen operativen Eröffnung der Bauchhöhle zeigte sich eine Kolonnekrose mit Perforation der rechten Kolonflexur, sodass eine chirurgische Entfernung einer Kolonhälfte durchgeführt wurde. Bevacizumab ist ein rekombinanter, humanisierter therapeutischer monoklonaler Antikörper, der durch Bindung an den vaskulären endothelialen Wachstumsfaktor der Angiogenese inhibiert. Dies führt zu einer verminderten Tumorvaskularisierung und Hemmung des Tumorwachstums, aber auch zu schwerwiegenden, mitunter lebensbedrohlichen unerwünschten Arzneimittelwirkungen.

Bevacizumab (Avastin®) ist in Kombination mit einer platinhaltigen Chemotherapie zur First-Line-Behandlung von Patienten mit inoperablen, metastasiertem oder rezidivierendem nicht kleinzelligem Bronchialkarzinom mit Ausnahme eines Plattenkarzinoms zugelassen. Weitere zugelassene Anwendungsgebiete sind die Behandlung von Patienten mit fortgeschrittenem und/oder metastasierten Kolon- oder Rektumkarzinom, Mamma- und Nierenzellkarzinom. In der Fachinformation von Bevacizumab (Avastin®) wird ausdrücklich auf die Gefahr von Magen-Darm-Perforationen hingewiesen, deren Inzidenz bei Patienten mit metastasierten kolorektalen Karzinomen mit bis zu 2 % angegeben wird. Ein intraabdomineller Entzündungsprozess kann bei diesen Patienten ein Risikofaktor sein. Magen- und Darm-Perforationen unter einer Therapie mit Bevacizumab sind aber auch bei Patienten mit Mamma- oder Bronchialkarzinomen beschrieben worden. Die Inzidenz liegt hier laut Fachinformation unter 1%.

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Literatur:

  1. AkdÄ (2009) Darmperforation unter Bevacizumab (Aus der UAW-Datenbank). Deutsches Ärzteblatt, Jg. 106, Heft 4, 23.01.2009
  2. Verheul HM, Pinedo HM: Possible molecular mechanisms involved in the toxicity of angiogenesis inhibition. Nat Rev Cancer 2007; 7: 475-85
  3. Roche Registration Limited: Fachinformation "Avastin®". Stand: August 2008

PZ 05/09