Gardoliniumhaltige Kontrastmittel und nephrogene systemische Fibrose
Im Nachgang zur AMK-Information (PZ 3/ 2007, Seite 7) Gadodiamid (Omniscan®) und nephrogene fibrosierende Dermopathie/ nephrogene systemische Fibrose (NFD/ NSF) weisen wir auf die Meldung einer unerwünschten Arzneimittelwirkung (UAW) durch die Arzneimittelkommission der deutschen Ärzteschaft (AkdÄ) vom 20. April 2007 hin.
In dieser UAW-Meldung berichtet die AkdÄ über eine 22-jährige Patientin, bei der äußerst schmerzhafte Schwellungen mit Verhärtungen der Haut an den Unterschenkeln und den Unterarmen auftraten, nachdem in der Vorgeschichte fünf Kernspinuntersuchungen unter Verwendung von insgesamt 95 ml des Kontrastmittels Gadodiamid (Omniscan®) durchgeführt worden waren. Die Hautverhärtungen führten zu einer weitgehenden Immobilisierung der Patientin. Der Verdacht auf eine NSF wurde vom meldenden Arzt geäußert. Die Erkrankung tritt nur bei eingeschränkter Nierenfunktion auf.
Der amerikanischen Arzneimittelbehörde FDA lagen bis zum Dezember 2006 insgesamt 90 Fälle einer NSF vor, bei denen jedoch nicht in jedem Fall eine Gabe von Gadolinium in der Vorgeschichte nachgewiesen werden konnte. In vielen Fällen war die empfohlene Dosierung deutlich überschritten worden. Es kann also derzeit nicht beurteilt werden, ob eine NSF nicht auch ohne Gadolinium-Exposition auftreten kann. In Einzelfällen waren auch andere Gadolinium-haltige Kontrastmittel verwendet worden, zum Beispiel Gadopentetsäure (Magnevist®) und das nicht in der EU registrierte Gadoversetamid (OptiMARK®). Die höhere Häufigkeit einer NSF nach Gadodiamid wird mit einer möglichen geringeren Stabilität des Chelats in Verbindung gebracht. Das Risiko einer NSF bei terminal niereninsuffizienten Patienten nach Gadolinium-haltigen Kontrastmitteln wird mit 3,4 Prozent angegeben.
In einem Fall trat bei einem Patienten durch eine spätere Infusion von Natriumthiosulfat eine wesentliche Verbesserung des Zustandes auf. Gadolinium kann durch Peritonealdialyse zwar weitgehend entfernt werden, der Nutzen des Verfahrens ist jedoch nicht belegt. Die mittlerweile geänderte Fachinformation für Omniscan® nennt als Kontraindikation schwere Nierenfunktionsstörung mit einer glomerulären Filtrationsrate (GFR) < 30 ml/min (Normalwert gesunder Jugendlicher: 125 ml/min) und eine bereits erfolgte oder geplante Lebertransplantation. Bei mittelschwerer Niereninsuffizienz mit GFR 30-60 ml/min und bei Neugeborenen sowie Säuglingen soll Omniscan® nur nach sorgfältiger Abwägung eingesetzt werden. Auch die Anwendung anderer Gadolinium-haltiger Kontrastmittel sollte bei niereninsuffizienten Patienten nur nach sorgfältiger Nutzen-Risiko-Abschätzung erfolgen.
PZ 18/2007