Häufige Hypothyreosen unter Behandlung mit Sunitinib (Sutent®)

Die Arzneimittelkommission der deutschen Ärzteschaft (AkdÄ) weist am 8. Januar 2007 auf das häufige Auftreten von Hypothyreosen unter der Behandlung mit Sunitinib hin. Sunitinib ist seit Juli 2006 in Deutschland zugelassen zur Behandlung nicht resezierbarerer und/oder metastatisch maligner gastrointestinaler Stromatumoren (GIST) sowie zur Behandlung fortgeschrittener und/oder metastasierter Nierenzellkarzinome (MRCC), sofern eine vorherige Therapie mit Imatinib bei GIST beziehungsweise Interferon-alpha oder Interleukin-2 (MRCC) wegen Resistenz oder Unverträglichkeit fehlschlug.

In den Zulassungsstudien wurden bei vier bis sieben Prozent der Patienten klinische oder biochemische (TSH-Erhöhungen) Hinweise auf eine Hypothyreose gefunden. In einer letztjährigen prospektiven Beobachtungsstudie wurden 42 bei Behandlungsbeginn normothyreote Patienten jeweils mit mindestens drei Zyklen von zwei bis vier wöchentlicher Dauer und täglichen Sunatinibdosen von 50 mg behandelt. Die mediane Behandlungsdauer betrug 37 Wochen. Nach durchschnittlich 50 Wochen trat bei 36 Prozent der Patienten eine persistierende primäre Hypothyreose auf. Als Folge der erniedrigten Schilddrüsenhormonspiegel stieg bei neun Patienten die hypophysäre Ausschüttung des glandotropen TSH auf Serumwerte > 20 mU/l und bei sechs Patienten auf 7-20 mU/l (Normbereich bei Erwachsenen: 0,35 - 4,50 mU/l). Bei 62 Prozent der Patienten lagen die TSH-Werte außerhalb des Normbereichs. Die Therapiedauer ließ das Risiko einer abnormen Schilddrüsenfunktion ansteigen.

Bei zwei Patienten war szintigrafisch kein Schilddrüsengewebe mehr darstellbar. Es wird vermutet, dass Sunitinib durch den programmierten Zelltod (Apoptose) von Follikelepithelzellen eine destruktive Thyreoiditis induziert, so dass es zum raschen Abfall der Produktion von Schildrüsenhormonen kommt.

Die AkdÄ empfiehlt daher eine regelmäßige, häufige Kontrolle der TSH-Werte während der Sunitinib-Therapie und eine rechtzeitige Substitution mit L-Thyroxin. Die Hypothyreose stellt nach Auffassung der Autoren der Beobachtungsstudie keine Indikation zum Abbruch der Therapie mit Sunitinib dar, da keine oder nur wenige Therapiealternativen für die lebensbedrohlichen Tumorerkrankungen bestehen.

PZ 03/07