Immunthrombozytopenie nach Oxaliplatin
Im Deutschen Ärzteblatt vom 24. März 2006 informiert die Arzneimittelkommission der deutschen Ärzteschaft (AkdÄ) über Blutbildschäden durch das Zytostatikum Oxaliplatin (Eloxatin®). Oxaliplatin gehört zu einer neuen Klasse von Platin-Komplexen und ist zur adjuvanten Behandlung eines Kolonkarzinoms des Stadiums III nach vollständiger Entfernung des primären Tumors und zur Behandlung des metastasierten kolorektalen Karzinoms, jeweils in Kombination mit Fluorouracil und Folinsäure, zugelassen.
Im deutschen Spontanmeldesystem (gemeinsame UAW-Datenbank von BfArM und AkdÄ) finden sich 442 Meldungen zu Oxaliplatin, davon betreffen 4,5 Prozent eine Hämolyse und 5,4 Prozent eine Thrombozytopenie. In der Fachinformation zu Eloxatin® werden gelegentlich (bei Monotherapie) oder häufig (in Kombination mit Fluorouracil und Folsäure) auftretende allergische Reaktionen sowie seltene Fälle von Immunthrombozytopenie und autoimmunhämolytischer Anämie (AIHA) angeführt.
In einer aktuellen Meldung wurde der AkdÄ der Verdacht auf eine Immunthrombozytopenie bei einem 64-jährigen Patienten mit kolorektalem Karzinom berichtet, der mit Fluorouracil, Folinsäure und Oxaliplatin behandelt wurde. Beim siebten Zyklus wurden Fieber, Schüttelfrost und ein Thrombozytenabfall beobachtet. Nach drei Tagen waren die Thrombozytenwerte spontan wieder angestiegen. Bereits nach dem sechsten Therapiezyklus war es zu einem Thrombozytenabfall innerhalb von Stunden nach der Infusion von Oxaliplatin gekommen, wobei sich die Thrombozytenwerte eine Woche später spontan normalisierten. In der UAW-Meldung wird außerdem über eine Leukozytose und einen positiven Coombs-Test, allerdings ohne Hinweise auf eine AIHA, berichtet.
In den letzten Jahren wurden mehrere Fallberichte über Oxaliplatin-induzierte AIHA, Thrombozytopenien beziehungsweise Evans-Syndrom (Kombination von AIHA und Immunthrombozytopenie) veröffentlicht. Auch eine Oxaliplatin-induzierte Panzytopenie wurde beschrieben. Es wird vermutet, dass es sich bei der wenige Stunden nach Gabe von Oxaliplatin auftretenden Zytopenie um eine immunologisch vermittelte Reaktion handelt. Die Patienten litten während oder unmittelbar nach Infusion von Oxaliplatin an Unwohlsein, Kältegefühl und Schüttelfrost, zum Teil auch an Fieber und Zeichen einer hämorrhagischen Diathese (Petechien, Schleimhautblutungen). Immunologisch vermittelte Zytopenien treten häufig erst nach mehreren Therapiezyklen mit Oxaliplatin auf.
PZ 14/06