Krampfanfälle nach Ertapenem (Invanz®) bei einem Dialysepatienten
Die Arzneimittelkommission der deutschen Ärzteschaft (AkdÄ) weist anhand eines Fallbeispiels auf die Notwendigkeit der Dosisreduktion von Betalactamantibiotika wie Penicillinen, Cephalosporinen und Carbapenemen bei Niereninsuffizienz hin.
Im vorliegenden Fall wurde Ertapenem (Invanz®), zugelassen zur Behandlung intraabdomineller Infektionen, ambulant erworbener Pneumonien und akuter gynäkologischer Infektionen, bei einem 56-jährigen Patienten mit fortgeschrittenen diabetischen Spätsyndrom eingesetzt, der seit 2 Jahren mit Peritonealdialyse versorgt worden war. Die Restkreatininclearance war mit 3,1 ml/min (Normwert: 80-140 ml/min) drastisch erniedrigt. Wegen einer Unterschenkelamputation erhielt der Patient vor und nach der Operation im 24-Stundenabstand jeweils 500 mg Ertapenem über 30 min intravenös. Sechzehn Stunden später trat ein generalisierter tonisch-klonischer Krampfanfall von 3 Minuten Dauer auf, dem nach 3 Stunden weitere Krampfanfälle folgten, die schließlich zur Apnoe und Kreislaufstillstand mit Todesfolge führten. In der von BfArM und AkdÄ gemeinsam geführten Datenbank sind zwei weitere Verdachtsfälle von Krampfanfällen nach Ertapenem erfasst, einer bei einer Patientin unter Valproat.
Krampfanfälle nach Betalactamantibiotika sind bei sehr hoher Dosierung oder fehlender Dosisanpassung bei Niereninsuffizienz seit langem bekannt. Die Neurotoxizität der Betalactame steigt mit ihrer Lipophilie und fällt mit ihrer Hydrophilie. Bei der Behandlung der Krampfanfälle ist Diazepam Mittel der Wahl.
Für Ertapenem wird in der Fachinformation von einem Einsatz bei Clearancewerten < 30 ml/min abgeraten. Patienten unter Valproatbehandlung sollten sorgfältig überwacht werden, da Ertapenem den Serumspiegel von Valproat senken und damit Krampfanfälle auslösen kann.
Tabellen zur Dosisanpassung bei Niereninsuffizienz finden sich unter anderem in: ?Arzneiverordnungen? der AkdÄ, 21. Auflage, Deutscher Ärzteverlag, Köln.
PZ 39/06