Lebensbedrohliche hypotensive Reaktionen nach Metamizol (UAW - Aus Fehlern lernen)

Die Arzneimittelkommission der deutschen Ärzteschaft (AkdÄ) weist in einer Drug Safety Mail vom 27. April 2009 auf den Fall eines 64-jährigen Patienten hin, der an blutigen und fieberhaften (bis 39°C) Durchfällen erkrankt war, die mit Ciprofloxacin (Ciprobay®) 2 x 250 mg behandelt wurden. Aus der Vorgeschichte war bekannt, dass es sich bei dem Patienten um einen langjährigen Zigarettenraucher mit Hypertonus, einer Hypercholesterinämie und einer KHK mit einem Zustand nach Hinterwandinfarkt handelte, der mit Acetylsalicylsäure 100 mg/Tag, Metoprolol 50 mg/Tag, Valsartan/Hydrochlorothiazid 80 mg/12,5 mg/Tag, Isosorbiddinitrat 120 mg/Tag und Atorvastatin 10 mg/Tag behandelt wurde. Der Patient zeigte sich bei einem nächtlichen Hausbesuch verwirrt und hatte Schüttelfrost. Als der behandelnde Arzt 2500 mg Metamizol langsam intravenös über fünf Minuten gab, besserte sich der Zustand leicht und es trat eine Bewusstseinsaufklärung auf. Der Arzt verließ den Patienten nach einer kurzen Beobachtungszeit, wurde aber fünf Minuten später erneut notfallmäßig wegen Bewusstseinsverlust gerufen, da nun klinisch ein Herz- und Atemstillstand bestand. Der Patient konnte nicht reanimiert werden, bei der Obduktion ergaben sich als wesentliche Befunde eine erosive Enteritis und ein ausgedehnter alter Hinterwandinfarkt mit frischen Einblutungen bei langstreckigem Verschluss der Aorta coronaria dextra. Die Stuhluntersuchung ergab Salmonella enteritidis. Als Todesursache wurde ein Herzversagen bei Salmonellenenteritis und schwerer Vorschädigung des Herzens festgestellt. Der meldende Arzt äußert den Verdacht, dass der Patient tatsächlich infolge der Metamizolinjektion an einer schweren hypotensiven Reaktion und letalen Rhythmusstörung bei vorgeschädigtem Herz starb, zu der möglicherweise eine ciprofloxacinbedingte QT-Verlängerung und eine Hypokaliämie aufgrund der Diarrhö beigetragen haben könnten. Metamizol (z.B. Novalgin®, Novaminsulfon-ratiopharm®) ist ein Pyrazolonderivat mit analgetischen, antipyretischen, spasmolytischen und gering antiphlogistischen Eigenschaften, dessen Indikation auf die Behandlung von akuten starken Schmerzen nach Verletzungen oder Operationen, Koliken, Tumorschmerzen sowie von hohem Fieber beschränkt ist, wenn andere Maßnahmen kontraindiziert sind oder wirkungslos bleiben. Im deutschen Spontanmeldesystem (gemeinsame Datenbank von BfArM und AdkÄ, Stand: Januar 2009) sind insgesamt 1394 Verdachtsfälle unerwünschter Arzneimittelwirkungen zu Metamizol und fünf weitere Berichte von Todesfällen nach intravenöser Gabe von Metamiziol und nachfolgender Hypotonie erfasst, zwei davon berichten die Hypotonie im Rahmen einer anaphylaktischen Reaktion. Meldungen zu unerwünschten Arzneimittelwirkungen können Sie jederzeit per Berichtsbogen an uns einsenden.  Literatur:

  1. www.akdae.de/20/20/Archiv/2009/20090424.html
  2. AkdÄ (2009) Lebensbedrohliche hypotensive Reaktionen nach Metamizol (UAW - Aus Fehlern lernen). Deutsches Ärzteblatt, Jg. 106, Heft 17, 24.04.09

PZ 18/09