Lokalanästhetika-Zubereitungen für nichtmedizinische Zwecke

Aus Apotheken erhielten wir Anfragen zu Lokalanästhetika-Zubereitungen (Lösungen, Cremes, Gele), die von Kosmetik- und Piercing-Studios für Permanent-Make-up, Tätowierungen, Laser-Haarentfernungen und Piercings verlangt werden.

Teilweise werden abwegig hohe Konzentrationen (zum Beispiel 20-prozentige Lidocainlösung) übergroßer Volumina (bis zu 1 Liter) nachgefragt. Die unkontrollierte topische Anwendung von Lokalanästhetika kann zu systemischen Nebenwirkungen wie Herzrhythmusstörungen, Unruhe, Tremor, Krampfanfällen, Atemdepression und Koma führen. Hautverletzungen, großflächige beziehungsweise wiederholte Anwendung, eventuell unter Okklusionsbedingungen, begünstigen das Auftreten systemischer Wirkungen, die auch zum Tode führen können (1).

Werden Lokalanästhetika am Lidrand aufgetragen (Permanent-Lidstrich), kann Lokalanästhetikalösung in den Bindehautsack und auf die Hornhaut des Auges gelangen. Dadurch wird der Lidreflex zum Schutz des Auges ausgeschaltet.

Zu beachten ist bei der Abgabe:

  • für die topische Anwendung können nur Lidocain, Benzocain und Procain ohne Verschreibung und zwar nur ohne den Zusatz von Vasokonstringentien abgegeben werden

  • sinnvolle Konzentrationen liegen zwischen 1 Prozent und 5 Prozent

  • aus Stabilitäts- und Sicherheitsgründen sollten nicht mehr als 50 ml abgegeben werden

  • die Kennzeichnung auf den Behältnissen muss unter anderem auch die Art der Anwendung, das Herstellungsdatum und einen Hinweis auf die begrenzte Haltbarkeit enthalten (siehe auch § 12 ApBetrO)

  • eine Gebrauchsanweisung und Warnhinweise sind anzugeben, da die oben angesprochenen Anwenderkreise die Risiken bei der Anwendung in der Regel nicht bewerten können (zum Beispiel "Zum Gebrauch durch Auftragen mit einem Wattestäbchen. Nach dem Auftragen bis zur vollen Wirkung einige Minuten warten. Nicht ins Auge bringen und nicht auf verletzte Haut auftragen.")

  • die Lösung sollte einen pH-Wert von 6 bis 6,5 aufweisen, damit ausreichend freie penetrationsfähige Lokalanästhetikabase vorliegt

  • Propylenglykol fördert die Penetration und gewährleistet in einer Konzentration von 20 Prozent auch eine ausreichende mikrobielle Stabilität (2).

Quellen:

1. www.fda.gov/bbs/topics/NEWS/2006/New01516.html
2. Garbe C, Reimann H (2005) Dermatologische Rezepturen, Thieme Verlag, Stuttgart

PZ 14/07