Meldungen zu Insulin
Weiterhin erhält die Geschäftsstelle der AMK häufig Meldungen zu Insulin und Insulinpens.
Im laufenden Jahr 2008 wurden bislang hierzu 132 Meldungen abgegeben, davon konnten 33 bestätigt werden, 16 bestätigte Meldungen betrafen Haarrisse in Insulinpatronen.
In 28 Fällen wurden Insulinpens mit aufgesetzten Kanülen eingesandt (siehe auch AMK-Information ?Wichtig?). Ein mechanischer Mangel konnte in keinem der Fälle bestätigt werden, jedoch waren in drei Fällen sogar Schäden an der Mechanik als Folge verklebter, nicht durchgängiger Kanülen aufgetreten. Wichtig sind daher folgende Punkte:
Mechanik-Galenik:
- Mechanische Defekte beruhen meist auf verklebten und damit nicht durchgängigen Injektionsnadeln. Injektionsnadeln sind Einmalprodukte, die nicht für die Wiederverwendung vorgesehen sind. Erfahrungsgemäß sind die Nadeln bei 4 bis 5-maliger Injektion bereits stark abgenutzt. Bei langsam wirkenden Insulinanaloga (zum Beispiel Lantus® oder Levemir®) ist die Verklebungstendenz erhöht und schon eine mehr als zweimalige Verwendung ist nicht ratsam. Den Patienten ist dieser Sachverhalt oft nicht klar. Meist reicht ein Kanülenwechsel in der Apotheke aus, um die völlige Funktionsfähigkeit eines Insulinpens wieder herzustellen.
- Galenische Mängel können auch durch unsachgemäße Lagerung von vorrätigen Insulinpatronen oder Fertigpens entstehen. Bei der Lagerung in Kühlschränken sollten die Patienten das Gemüsefach wählen, keinesfalls die Insulinpatronen an der Rückwand des Kühlschranks lagern, da dort die Kühlschlangen verlaufen und die Gefahr des Einfrierens besteht.
- Bei Insulinsuspensionen (trübe Verzögerungsinsuline und Mischinsuline) immer vor der Injektion eine ausreichende Durchmischung sicherstellen: Rollen des Pens zwischen den Handflächen oder 20-maliges Schwenken. Sonst können Dosierungsfehler auftreten.
- Dosierungsfehler können auch dann auftreten, wenn die Insulinpens starken Temperaturschwankungen ausgesetzt sind. Es kommt zu Volumenveränderungen der Insulinflüssigkeit, so dass Luft, insbesondere bei Lagerung der Insulinpens mit aufgesetzter Nadel, vor der Injektion angesaugt wird. Da die angesaugte Luft komprimierbar ist, kann sich später der Injektionsvorgang verlängern, weil sich die komprimierte Luft dann langsam wieder ausdehnt. Die Folge ist ein Nachtröpfeln des Insulinpens und die empfohlene 10-sekündige Verweilzeit der Nadel im Stichkanal reicht in diesen Fällen nicht aus.
Biologische Faktoren:
- Minderwirkungen von Insulin aufgrund eines pharmazeutischen Qualitätsmangels sind bisher bei Nachprüfungen nicht bestätigt worden. Ein entscheidender Faktor für die Wirkung von Insulin ist:
1) die Wahl der Injektionsstelle: Rasch wirkende Insuline sollten in das Unterhautgewebe der Bauchdecke oberhalb, unterhalb und bis handbreit seitlich des Nabels injiziert werden, während Verzögerungsinsuline in die lateralen und ventralen Oberschenkelbereiche bis handbreit oberhalb des Knies oder in die Gesäßregion injiziert werden;
2) die Gewebebeschaffenheit an der Injektionsstelle: Zur Vermeidung von Lipodystrophien muss stets die Injektionsstelle gewechselt werden. Lipodystrophien entstehen vermutlich aufgrund der injektionsbedingten Mikroverletzungen des Gewebes bei Anwesenheit von Insulin. Es handelt sich um Vorwölbungen und Verdickungen des Unterhautgewebes, die oft nicht auffällig sind, aber durch Tasten als schwammig-weiche Gewebsveränderung erkannt werden können. Die Insulinresorption ist in diesen Gewebsveränderungen oft deutlich verschlechtert und dadurch die Einstellung des Blutzuckers sehr erschwert. Viele Patienten wählen aber diese Stellen zur Injektion gerne aus, weil dort die Schmerzempfindlichkeit herabgesetzt ist. Die Patienten sind wiederholt auf diesen Nebeneffekt der Injektionsbehandlung hinzuweisen. Schadhafte, abgenutzte Injektionsnadeln fördern die Entstehung der Lipodystrophien durch die stärkere Verletzung des Gewebes.
Meldungen senden Sie bitte per Berichtsbogen an uns ein.
PZ 35/08