Meldungen zu Insulin

Häufig erhält die AMK Meldungen zu Insulin und Insulinpens. Im Dreijahreszeitraum 2004-2006 wurden hierzu 570 Meldungen registriert. In 182 Fällen wurden mechanische Defekte bemängelt, in 92 Fällen wurde eine Insulinminderwirkung gemeldet, 219 mal waren Verpackungsfehler (zum Beispiel Risse in Patronen) Ursache der Beanstandung, 60-mal wurden galenische Mängel gemeldet und 65-mal Verfärbungen des Insulins. Die Mehrzahl der Beanstandungen könnte an Ort und Stelle in der Apotheke aufgeklärt und behoben werden:

  • Verfärbungen des Insulins treten dann auf, wenn bei der Injektion ein Blutgefäß getroffen wurde und geringe Blutmengen unbeabsichtigt und unbemerkt aspiriert werden. Wird in eine dünne Subkutanschicht injiziert, zum Beispiel am Oberschenkel oder an der seitlichen Bauchwand, so ist vor der Injektion eine Hautfalte ohne Mitnahme der Muskelschicht zu bilden, da sonst gehäuft Blutgefäße getroffen werden und die Gefahr einer Aspiration von Blut in die Insulinpatrone erhöht ist. Die Patienten sind sich dieses Sachverhalts meist nicht bewusst.

Falsche (links) und richtige (rechts) Injektionstechnik für Insulin. Die Hautfalte soll dabei nicht die Muskelschicht umfassen. Es ist daher am besten, zur Bildung der Hautfalte nur 3 Finger zu benutzen und nicht alle Finger einer Hand.

  • Minderwirkungen von Insulin aufgrund eines pharmazeutischen Qualitätsmangels sind bisher bei Nachprüfungen in keinem der 92 gemeldeten Fälle bestätigt worden. Ein entscheidender Faktor für die Wirkung von Insulin ist:
  • die Wahl der Injektionsstelle: Rasch wirkende Insuline sollten in das Unterhautgewebe der Bauchdecke oberhalb, unterhalb und bis handbreit seitlich des Nabels injiziert werden, während Verzögerungsinsuline in die lateralen und ventralen Oberschenkelbereiche bis handbreit oberhalb des Knies oder in die Gesäßregion injiziert werden;
  • die Gewebebeschaffenheit an der Injektionsstelle: Zur Vermeidung von Lipodystrophien muß stets die Injektionsstelle gewechselt werden. Lipodystrophien entstehen vermutlich aufgrund der injektionsbedingten Mikroverletzungen des Gewebes bei Anwesenheit von Insulin. Es handelt sich um Vorwölbungen und Verdickungen des Unterhautgewebes, die oft nicht auffällig sind, aber durch Tasten als schwammig-weiche Gewebsveränderung erkannt werden können. Die Insulinresorption ist in diesen Gewebsveränderungen oft deutlich verschlechtert und dadurch die Einstellung des Blutzuckers sehr erschwert. Viele Patienten wählen aber diese Stellen zur Injektion gerne aus, weil dort die Schmerzempfindlichkeit herabgesetzt ist. Die Patienten sind wiederholt auf diesen Nebeneffekt der Injektionsbehandlung hinzuweisen. Schadhafte, abgenutzte Injektionsnadeln fördern die Entstehung der Lipodystrophien durch die stärkere Verletzung des Gewebes.
  • Mechanische Defekte sind in sehr vielen Fällen nur durch verklebte und damit nicht durchgängige Injektionsnadeln bedingt. Injektionsnadeln sind Einmalprodukte, die nicht für die Wiederverwendung vorgesehen sind. Erfahrungsgemäß sind die Nadeln bei 4 bis 5-maliger Injektion bereits stark abgenutzt, bei langsam wirkenden Insulinanaloga (zum Beispiel Lantus® oder Levemir®) ist die Verklebungstendenz erhöht und schon eine mehr als zweimalige Verwendung ist nicht ratsam. Hierauf sind die Patienten ebenfalls hinzuweisen. Oft reicht ein Kanülenwechsel in der Apotheke aus, um die völlige Funktionsfähigkeit eines Insulinpens wieder herzustellen.
  • Galenische Mängel können auch durch unsachgemäße Lagerung von vorrätigen Insulinpatronen oder Fertigpens entstehen. Bei der Lagerung in Kühlschränken sollten die Patienten das Gemüsefach wählen, keinesfalls die Insulinpatronen an der Rückwand des Kühlschranks lagern, da dort die Kühlschlangen verlaufen und die Gefahr des Einfrierens besteht.

Bei den Insulinsuspensionen (trübe Verzögerungsinsuline und Mischinsuline) sollte immer vor der Injektion eine ausreichende Durchmischung sichergestellt werden durch Rollen des Pens zwischen den Handflächen oder 20-maliges Schwenken, da sonst Dosierungsfehler auftreten können.

Dosierungsfehler können auch dann auftreten, wenn die Insulinpens starken Temperaturschwankungen ausgesetzt sind, die zu Volumenveränderungen der Insulinflüssigkeit führen, so dass Luft, insbesondere bei Lagerung der Insulinpens mit aufgesetzter Nadel, vor der Injektion angesaugt wird. Da die angesaugte Luft komprimierbar ist, kann sich später der Injektionsvorgang verlängern, weil sich die komprimierte Luft dann langsam wieder ausdehnt. Die Folge ist ein Nachtröpfeln des Insulinpens und die empfohlene 10-sekündige Verweilzeit der Nadel im Stichkanal reicht in diesen Fällen nicht aus.

PZ 15/07