Rituximab (MabThera®): Reaktivierung einer latenten Virusinfektion mit der Folge Progressive multifokale Leukenzephalopathie

Die Arzneimittelkommission der deutschen Ärzteschaft (AkdÄ) weist anhand eines Fallberichts auf die Gefahr der Reaktivierung einer latenten Infektion mit dem JC (John Cunningham [1])-Virus durch Rituximab (MabThera®) hin [2].

Die Durchseuchung der Bevölkerung mit dem JC-Virus ist mit 70 bis 90 % hoch. Das zu den Polyomaviren gehörende JC-Virus löst aber bei immunkompetenten Patienten kein Krankheitsbild aus, ist jedoch bei immunsupprimierten Patienten Ursache der progressiven multifokalen Leukenzephalopathie (PML), einer meist tödlich verlaufenden, demyelinisierenden ZNS-Erkrankung.

Die Wirkung von Rituximab kommt nach Bindung an das transmembranäre Antigen CD20 sowohl von gesunden (für die Infektabwehr essentiellen) als auch von maligne entarteten B-Lymphozyten zustande. Mehr als 95 % aller Zellen des malignen Non-Hodgkin-Lymphoms (NHL) des B-Zelltyps sind CD20-positiv.
Rituximab ist auch zugelassen in Kombination mit Methotrexat zur Behandlung der schweren rheumatoiden Arthritis.

Im vorliegenden Fall trat bei einer Patientin mit folliklärem NHL bei Behandlung des Zweitrezidivs mit Bendamustin und Rituximab eine akute neurologische Symptomatik auf, die durch Aphasie, rechtsseitige faziale Parese und Hemihypästhesie eine stationäre Aufnahme notwendig machte. Die bildgebende Diagnostik zeigte im Gehirn herdförmige Manifestationen bei gleichzeitigem positivem Befund des JC-Virus in Liquor und Hirnbiopsat, so dass die Diagnose einer progressiven multifokalen Leukenzephalopathie gestellt wurde, an der die Patientin schließlich verstarb. Eine wirksame Therapie der PML existiert bislang nicht.

Mehrfach sind in der jüngeren Vergangenheit Fälle von PML nach Therapie mit Rituximab als auch nach Natalizumab (Tysabri®) beschrieben worden. Aufgrund der üblicherweise vorliegenden Mehrfachtherapie mit anderen immunsuppressiven Zytostatika ist der Kausalzusammenhang mit Rituximab im Einzelfall nicht sicher gegeben. Der Mechanismus der Reaktivierung des JC-Virus durch Rituximab ist bislang unklar.

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Anmerkungen

[1] John Cunningham war der erste Patient, bei dem 1971 der Nachweis des Virus gelang

[2] Arzneimittelkommission der deutschen Ärzteschaft: www.akdae.de

PZ 37/08