Rote-Hand-Brief über potentielle Wechselwirkungen von PPI mit Clopidogrel-haltigen Arzneimitteln (Plavix®, Iscover®)

Das BfArM veröffentlicht auf seiner Homepage gleichlautende Rote-Hand-Briefe der Zulassungsinhaber Clopidogrel-haltiger Arzneimittel (Plavix®, Iscover®). Die Firmen Sanofi-Aventis und Bristol-Myers Squibb teilen in einem mit den EU-Behörden und dem BfArM abgestimmten Rote-Hand-Brief vom 3. August 2009 mit, dass die Europäische Fachinformation (Summary of Product Characteristics, SPC) für Clopidogrelhydrogensulfat überarbeitet worden ist. In die SPC wird ein Warnhinweis aufgenommen, dass die gleichzeitige Einnahme von Clopidogrel-haltigen Arzneimitteln und Protonen-Pumpen-Inhibitoren (PPIs) vermieden werden sollte, es sei denn, sie ist absolut notwendig. Eine Aktualisierung erschien notwendig, da in mehreren neueren publizierten klinischen Studien über eine potenzielle Wechselwirkung mit PPIs, die die Wirksamkeit Clopidogrel-haltiger Arzneimittel vermindern könnte, berichtet wurde. Clopidogrel ist ein Prodrug, das teilweise über das Cytochrom P450 2C19 (CYP2C19) in der Leber metabolisiert wird, bevor es seine biologische Wirksamkeit zur Prävention atherothrombotischer Ereignisse entfalten kann. PPIs, die eingesetzt werden, um peptischen Ulcera und gastroösophagealen Reflux vorzubeugen oder diese zu behandeln, können die Aktivität von CYP2C19 inhibieren. Obwohl die Evidenz der CYP2C19-Hemmung in der Gruppe der PPIs variiert, betrifft diese Wechselwirkung möglicherweise alle Substanzen dieser Gruppe. Die Zulassungsinhaber, Sanofi-Pharma, Bristol Myers Squibb SNC, führen gegenwärtig Studien durch, um die potenzielle Wechselwirkung genauer aufzuklären. Weitere Empfehlungen für Angehörige der Heilberufe bis zur Verfügbarkeit neuer Daten:

  • Angehörige der Heilberufe sollten die potentielle Wechselwirkung zwischen Clopidogrel und PPIs oder anderen Arzneimitteln, die CYP2C19 inhibieren, beachten, da diese Wechselwirkung zu einer Verminderung der klinischen Aktivität von Clopidogrel führen könnte.
  • Patienten sollten Iscover® beziehungsweise Plavix®  weiterhin wie verordnet einnehmen.
  • Patienten, die Clopidogrel-haltige Arzneimittel (Iscover® beziehungsweise Plavix®) einnehmen, sollten PPIs und andere Arzneimittel, die CYP2C19 hemmen, vermeiden, es sei denn, sie sind absolut notwendig. Wenn die Anwendung eines gastroprotektiven Arzneimittels angezeigt ist, sollte berücksichtigt werden, dass andere Magensäure-vermindernde Arzneimittel, wie H2-Blocker oder Antazida, die thrombozytenaggregationshemmende Wirkung von Clopidogrel nicht beeinträchtigen.

Der vollständige Wortlaut ist auf www.bfarm.de, Abteilung Pharmakovigilanz unter der Rubrik "Rote Hand Briefe" zugänglich. Darüber hinaus können Verdachtsfälle unerwünschter Arzneimittelwirkungen an Sanofi-Aventis Deutschland GmbH unter der Telefonnummer (01 80) 2 22 20 10 (6 ct./Anruf) oder an Bristol-Myers Squibb GmbH & Co. KGaA unter der Telefonnummer (0 89) 12 14 22 81 gemeldet werden. Unter diesen genannten Telefonnummern erhalten Sie auch zusätzlich weitergehende Informationen. In einer gemeinsamen Stellungnahme der Arzneimittelkommission der Deutschen Apotheker (AMK) und der Deutschen Pharmazeutischen Gesellschaft (DPhG) vom 16. April 2009 wurde in der Pharmazeutischen Zeitung darüber berichtet, dass zur Säuresuppression (zum Beispiel bei GERD, gastroösophageale Refluxkrankheit) eventuell die Gabe eines H2-Antagonisten wie Ranitidin indiziert und ausreichend ist (nicht Cimetidin!). Bislang existieren keine Hinweise darauf, dass Ranitidin oder Antazida die Wirkung von Clopidogrel negativ beeinflussen. Unerwünschte Arzneimittelwirkungen können Sie jederzeit per Berichtsbogen an uns melden. Literat

  1. www.bfarm.de/cln_012/SharedDocs/Publikationen/DE/Pharmakovigilanz/roteHandBriefe/2009/plavix,templateId=raw,property=publicationFile.pdf/plavix.pdf
  2. www.bfarm.de/cln_028/SharedDocs/Publikationen/DE/Pharmakovigilanz/roteHandBriefe/2009/iscover,templateId=raw,property=publicationFile.pdf/iscover.pdf
  3. Klinisch relevante Interaktion zwischen Clopidogrel und Protonenpumpen-Inhibitoren. PZ 2009; 16: 68-70.

PZ 32/09